Lange Zeit galt das irdische Magnetfeld als der Inbegriff der Stabilität. Es funktionierte schließlich selbst dann noch zuverlässig, wenn alle anderen Navigationshilfen versagten. Doch Anfang der 1960er Jahre sorgte ein australischer Geologiestudent für eine Sensation: Er untersuchte einen seit 30.000 Jahren verlassenen Lagerplatz der Aborigines und nahm dabei einige Steine der Feuerstelle mit ins Labor, um ihre Eigenschaften zu testen.
Als er die Magnetisierung der Steine maß, traute er seinen Augen kaum: die magnetischen Bestandteile des Gesteins zeigten in die falsche Richtung. Sie waren genau entgegen den heutigen Magnetfeldlinien orientiert. Wie war dies zu erklären? Bekannt war zu diesem Zeitpunkt bereits, Magnetisierung bei Sedimetnationdass viele Gesteine magnetisiert sind. Kleinste metallische oder mineralische Komponenten in ihnen sind wie winzige Kompassnadeln entsprechend den Linien des irdischen Magnetfelds ausgerichtet. Diese Magnetisierung kann bei der Sedimentation entstehen, wenn sich die langsam auf den Meeres-oder Seegrund absinkenden Partikel entlang der Magnetlinien ausrichten.
Meist jedoch bildet sich diese Magnetisierung, wenn Gesteinsschmelze aus dem Erdinneren an die Oberfläche dringt und dann erstarrt. Gesteine, die auf mehr als 500° C erhitzt werden, verlieren ihre ursprüngliche Magnetisierung. Die bei dieser Hitze starke Eigenbewegung der Moleküle verhindert jede gerichtete Anordnung der Mineralbestandteile – auch die entlang von Magnetfeldlinien. Aus diesem Grund sind auch die Gesteine in den tieferen Schichten der Erde nicht magnetisch – es ist zu heiß.
Wenn allerdings das erhitzte und entmagnetisierte Gestein sich wieder abkühlt und dabei ihre Temperatur den so genannten Curie-Punkt – eben jene 500°C – unterschreitet – verlangsamt sich die Teilchenbewegung. Das Gestein beginnt zu erstarren und die kleinsten, auf das Magnetfeld reagierenden Teilchen richten sich wieder entlang der Magnetlinien aus. Einmal erstarrt, bleibt diese Magnetisierung dauerhaft erhalten – so lange, bis das Gestein erneut bis über den Curie-Punkt erhitzt wird.
Stand: 15.12.2001