Seit fast vier Jahren bereiten sie sich auf diese Aufgabe vor, jetzt ist es endlich soweit: US-Astronaut Bill Shepherd und die beiden Kosmonauten Sergej Krikalev und Yuri Gidzenko starten am 31. Oktober 2000 als erste Besatzung der ISS in die Umlaufbahn. Ein historischer Augenblick für alle Beteiligten des ISS-Projekts, auch wenn der russische Kosmonaut Krikalev diesen Aspekt lieber noch etwas verdrängen will: „Ich ziehe es vor, über die historische Bedeutung dieses Fluges erst nachzudenken, wen der Flug Geschichte ist.“
Bis wenige Tage vor dem Start arbeiteten die Astronauten noch im russischen Kosmonautentrainingszentrum in der Nähe von Moskau und trainierten unzählige Male die unterschiedlichsten Notfallsituationen. „Ich bin wirklich froh, dass das Training jetzt hinter uns liegt.“, sagt der zukünftige Stationskommandant Shepherd in einer Pressekonferenz wenige Tage vor dem Starttermin. „Es war ein langer Weg.“
Immerhin hatten die Mitglieder des russisch-amerikanischen Dreierteams während der langen Trainingszeit schon mal Gelegenheit, die jeweilige Sprache des anderen etwas zu lernen. Krikalev: „An Bord werden wir wohl viel in „runglisch“ kommunizieren, wie wir die Mischung aus russischen und englischen Sprachbrocken getauft haben.“ „Und auch das Menü wird ziemlich runglisch: teils amerikanisches, teils russisches Essen.“, ergänzt Shepherd.
Modul SwesdaAuch in anderen Aspekten wird die erste Besatzung sich erst einmal mit viel Improvisation und Einfallsreichtum helfen müssen. Das provisorische Wohnmodul Swesda ist beispielsweise bisher nur mit zwei voll ausgestatteten Schlafplätzen ausgestattet.
„Wir könnten ja eine Münze werfen, um zu entscheiden, wer wo schläft, da die Münze in der Schwerelosigkeit nicht fällt, würde das Ergebnis aber lange auf sich warten lassen.“, scherzt Krikalev. Sein Kollege Gidzenko spekuliert, dass einer der Crewmitglieder sich wahrscheinlich einen Platz im benachbarten Sarja-Modul suchen müsse. „Oder wir richten eine 24-Stunden Bereitschaft ein, so dass immer zwei von uns schlafen und der dritte „Wache“ hat.“
Wie auch immer sie sich arrangieren werden, die nächsten vier Monate gibt es noch reichlich zu tun an Bord der „fliegenden Großbaustelle“….
Stand: 27.03.2001