Den gesundheitlichen Folgen der Lichtverschmutzung ließe sich gleich auf mehrere Arten entgegenwirken: Am effektivsten ist es natürlich, auf die überflüssigen Lichtquellen zu verzichten. Schlafzimmer sollten möglichst stark abgedunkelt sein, um Streulicht von draußen zu vermeiden.
Neuere Untersuchungen zeigen, dass der Effekt der Lichtverschmutzung auf den Menschen nicht nur vom Tagesrhythmus, sondern auch stark von der Wellenlänge des Lichtes abhängt. Das liegt an der Art, wie wir Licht wahrnehmen und wie unser Körper darauf reagiert. Das wichtigste Organ dazu ist natürlich das Auge. Der entscheidende Rezeptor ist jedoch nicht am eigentlichen Sehen beteiligt, jedenfalls liefert er keine Bilder. Dieser lichtempfindliche Rezeptor im Auge reagiert besonders stark auf die blauen Bereiche des Spektrums.
Blaulicht blockt Schlafhormon
Empfängt der Rezeptor ein Signal, so bremst er die Produktion des Schlafhormons Melatonin in der Zirbeldrüse. Nur knapp 40 Minuten einer normalen Glühbirne reichen bereits aus, um die Menge an ausgeschüttetem Schlafhormon auf die Hälfte zu drosseln. Moderne Leuchtdioden (LED) senden noch wesentlich mehr blaues Licht aus.
Die Nobelpreis-würdige Erfindung der blauen LED erweist sich hier als zweischneidiges Schwert: Während sie einerseits erst energiesparendes weißes Licht aus LEDs ermöglicht hat, fördert sie gleichzeitig die gefährlichsten Wellenlängen der Lichtverschmutzung. Ebenfalls tückisch sind auch die Displays von Smartphones, Tablets und Notebooks, die besonders viel blaue Anteile in ihrem abgestrahlten Licht aufweisen. Schlafmediziner empfehlen daher, diese Geräte nicht unmittelbar vor dem Schlafengehen zu benutzen.
Wegen des blauen Lichtes hat auch die „International Dark Sky Association“ (IDA) ihre Regeln verschärft. Die Organisation arbeitet seit fast 25 Jahren gegen Lichtverschmutzung und vergibt unter anderem ein Prüfsiegel für Beleuchtungsanlagen, das „Fixture Seal of Approval“ (FSA). Um dieses Siegel zu erhalten, ist nun auch einer Farbtemperatur von 3.000 Kelvin oder weniger nötig – das entspricht einem warmen, weißen Licht mit weniger Blauanteil. Auch dieses wärmere Licht lässt sich mittlerweile mit LEDs erzeugen.
Auszeichnung für minimale Lichtverschmutzung
Mit dem FSA zeichnet die ISA solche Lichtquellen aus, die nur so viel Licht wie tatsächlich nötig abstrahlen. Mit solchen ausgezeichneten Lampen soll die Lichtverschmutzung nach Wunsch der IDA minimiert werden. Wichtig ist dabei auch der Beleuchtungswinkel: Straßenbeleuchtungen sollten etwa nach oben hin abgedeckt sein und nur den Boden beleuchten. Denn nicht nur den gesundheitlichen und ökologischen Folgen des überflüssigen Streulichts ließe sich so entgegenwirken. In den Himmel gestrahltes Licht dämpft lediglich die Sterne und beleuchtet nichts Sinnvolles – die nötige Energie ließe sich also einsparen.
Weitgehende Verdunklung zum Energiesparen propagiert die „Earth Hour“: Eine jährliche Aktion, die Aufmerksamkeit auf unnötig verbrauchte Energie lenken soll. An jedem letzten Sonntag im März ruft die Umweltorganisation WWF dazu auf, symbolisch für eine Stunde unnötige Lichtquellen und andere elektrische Geräte aller Art abzuschalten. In teilnehmenden Städten wie Sydney, Dubai, San Francisco oder Berlin blieben in vergangenen Jahren auch die Scheinwerfer an berühmten Wahrzeichen dunkel.
Ganz ohne Licht geht es nicht
Zwar ist die Earth Hour eigentlich Energiespar- und Klimaschutz-Aktion gedacht, doch die plötzlich fehlende, sonst allgegenwärtige Beleuchtung verdeutlicht auch das Ausmaß der Lichtverschmutzung. Kritiker wenden ein, dass die tatsächlich für eine Stunde im Jahr eingesparte Energie kaum messbar gering ist. Darüber hinaus gab es in mehreren teilnehmenden Städten Verkehrsunfälle, weil Straßenbeleuchtungen abgeschaltet waren. In Finnland kam sogar ein Mensch zu Tode.
Ganz ohne zusätzliche Beleuchtung kommen wir also offenbar nicht mehr aus. Dennoch wecken Aktionen wie die Earth Hour ein Bewusstsein dafür, welche Lichtquellen tatsächlich nötig sind – und sie sind eine Gelegenheit, bei der herrschenden Dunkelheit einen Himmel voller Sterne zu bewundern.
Ansgar Kretschmer
Stand: 12.12.2014