Kork ist bis heute ein begehrter Rohstoff für Produkte aller Art. Die Spanne der Anwendungen reicht von Flaschenkorken über Dämmstoffe und Accessoires bis hin zur Raumfahrt.
Moderne Korkstopfen
Eines der Produkte, für die Kork bis heute verwendet wird, sind Flaschenstöpsel: Schon vor hunderten Jahren vertraute man zum Verschließen von Wein, Sekt- und Ölflaschen auf Korken. Der Handel damit nahm vor allem um 1760 zu, als die Glasindustrie sich stark weiterentwickelte. Damals entstand die erste Korkschneiderei im spanischen Gerona und der Beruf des Korkenschneiders entstand. Etwa ein Jahrhundert später nahm der Aufschwung in der Korkproduktion weiter zu und innerhalb der darauffolgenden 40 Jahre verfünffachte sich die Anzahl der in der Korkproduktion tätigen Menschen.
Heute werden immer noch jährlich etwa 25 Milliarden Flaschenkorken hergestellt. Damit sind sie aktuell mit rund 70 Prozent der gesamten Korkernte das am häufigsten hergestellte Korkprodukt. Besonders hochwertige Flaschenkorken werden wie früher freihändig aus dem geernteten Kork ausgeschnitten. Meist wird dazu Kork verwendet, der bereits zwei Mal nachgewachsen ist, da er eine besonders geeignete Struktur hat.
Billigere Varianten als der sogenannte „Naturkorken“ bestehen heute oft aus Kork-Granulat und halten Wein, Sekt und Co. weniger lange dicht: Das Granulat wird aus dem Kork hergestellt, der bei der Produktion der hochwertigen Flaschenkorken als Rest übrig bleibt. Dazu werden Korkstücke klein gemahlen, unter hohem Druck in die passende Form gepresst und mit Bindemitteln wie Leim oder Harz verklebt. So hergestellte Flaschenkorken werden auch als „Presskorken“ bezeichnet.
Als Dämmstoff, Accessoire und Pinnwand genutzt
Das Kork-Granulat wird seit 1895 aber auch in Plattenform gepresst und dient so als Dämmstoff für Decken, Wände und Böden sowie als Bodenbeläge und sogar als Außenverkleidung von Häusern. Denn auch dabei hat Kork einige Vorteile: Vor allem wirkt das Bio-Material durch die gasgefüllten Lentizellen sehr isolierend und dämmt etwa Schall und Wärme sehr gut ab. Die Wärmeleitfähigkeit ähnelt dabei anderen Dämmstoffen wie Mineralfasern. Durch seine Wasserundurchlässigkeit lässt er zusätzlich keine Nässe ins Haus, fault nicht und kann zudem schlecht brennen. Hinzu kommt, dass Hausstaubmilben und kleinste Staubpartikel an der Kork-Oberfläche keinen Halt finden, sodass der Naturstoff deshalb auch in Innenräumen für Allergiker geeignet ist.
Aber nicht nur zu Baustoff für Gebäude wird das Kork-Granulat verarbeitet: Es findet auch bei der Produktion von Schuhsohlen, Accessoires wie beispielsweise Taschen oder Portemonnaies und als Schwimmer in der Fischerei Anwendung. Auch Teile von Blasinstrumenten, etwa am Mundstück einer Klarinette, bestehen aus Kork. Häufig wird er zudem auch als Grundlage für Pinnwände benutzt. Der Vorteil dabei: Kleine Einstichstellen von Pinnnadeln verschließen sich wieder, wenn die Nadel aus dem Korkbrett herausgezogen wurde.
Sogar in der Raumfahrt
Neben diesen traditionellen Nutzungen gibt es für den Naturstoff mittlerweile auch neue, moderne Einsatzgebiete: Da Kork Schwingungen abdämpft, wird es etwa in der Autoindustrie als Vibrationsdämpfer in den Motoraufhängungen verwendet. Zudem wird noch daran geforscht, ob sich der Naturstoff anbietet, um empfindliche Elektronik zu schützen – unter anderem in Hochgeschwindigkeitszüge und Leichtbauflugzeuge.
Auch die Raumfahrt nutzt Kork – vor allem aufgrund seiner hitzeschützenden Eigenschaften. So wird ein speziell für die Raumfahrt angefertigter Kork als Wärmeschutzschild gegen Temperaturen bis zu 1.000 Grad Celsius verwendet, um etwa Raketen vor dem Verbrennen zu schützen.
Ähnliches gilt auch für Satelliten: Der von der europäischen Raumfahrtagentur ESA entwickelte Qarman-Satellit sollte als erster einen Wiedereintritt in die Erdatmosphäre überdauern, ohne dabei durch die hohe Geschwindigkeit und die Reibungshitze zu verglühen. Ein aus einem speziellen Kork bestehender Hitzeschild und ein mit wärmeisolierendem Aerogel umhülltes Innenleben könnten das tatsächlich verhindern, wie Tests von Forschern um Olivier Chazot vom Karman-Institut in Belgien gezeigt haben.
Möglich ist dies, weil Kork eine entscheidende Eigenschaft aufweist: Wenn der Naturstoff heiß wird, schwillt er zunächst an, dann verkohlt er und der Luftstrom reißt Fetzen des Materials mit sich weg. Weil mit den glühenden Korkstücken auch Hitze abgeleitet wird, schützt dieser Materialschwund letztlich die tieferen Schichten des Hitzeschilds und damit auch den Satelliten.