Exoten können einheimische Organismen verdrängen, sich mit nahe verwandten ortsanssässigen Arten paaren und deren Genpool verändern oder Veränderungen im Nahrungsnetz hervorrufen und so ganze Ökosysteme auf den Kopf stellen. Doch was kann man tun, um lästige Eindringlinge wieder aus ihren neuen Lebensräumen zu vertreiben?
Wenig, wie das Beispiel der Kaninchenplage in Australien zeigt. Haben sich die Exoten erst einmal richtig breit gemacht, ist es meist außerordentlich schwierig, sie auszurotten oder zumindest vollständig unter Kontrolle zu bringen.
Schon mit den ersten Sträflingstransporten waren die Kaninchen gegen Ende des 18. Jahrhunderts nach „Down under“ eingewandert. Zuerst noch als Jagdwild gefeiert, sorgten sie schon bald für Missstimmung bei den Farmern. Sie vermehrten sich rasant und hoppelten bereits nach wenigen Jahrzehnten in gewaltigen Scharen über die Weideflächen. Mehr als 500 Millionen Exemplare sollen es zu Beginn des 20. Jahrhunderts gewesen sein, die weite Flächen Australiens bevölkerten. Sie fraßen den Viehherden das Futter weg und legten mit ihren Bauten ein riesiges unterirdisches Tunnelsystem an, dem selbst Paris mit seinem perfekten U-Bahn-Netz und dem dichten Kanalisationssystem nichts Vergleichbares entgegensetzen kann.
Was tun? Um dem Kaninchen zu Leibe zu rücken, setzte man zunächst auf den Fuchs als natürlichen Feind und importierte ihn kurzerhand ebenfalls. Doch die Maßnahme brachte nicht den erhofften Erfolg.
Rettung durch Myxomatose?
Später, 1951, setzte die Regierung dann auf ein Virus namens Myxomatose, um der Kaninchenplage Herr zu werden. Zunächst schien die neue Strategie aufzugehen. Zahllose befallene Nager bekamen „dicke Augen“, erblindeten und starben nach heftigen Krämpfen einen jämmerlichen Tod. Innerhalb weniger Jahre ging der Kaninchenbestand radikal zurück. Doch der Erfolg war nicht von Dauer. Schnell bildeten sich Resistenzen gegen das Virus und heute hat sich die Zahl der Kaninchen in Australien wieder auf mehr als 300 Millionen Stück erhöht. Dafür tut das Virus jetzt in Europa seine Wirkung. Mit infizierten Tieren per Schiff oder Flugzeug in heimische Gefilde gelangt, erliegen hier nun seit Jahren immer wieder zahlreiche „Stallhasen“ an der Erkrankung.
In Australien jedoch hat man seit dem Scheitern dieses Experiments noch viele Versuche unternommen, um die Plage einzudämmen. Doch weder Kopfgelder oder Einzäunung brachten bisher den gewünschten Erfolg.
Eine Schnecke als Rettung?
Als die Dimensionen der Algenpest durch Caulerpa taxifolia immer deutlicher wurden, hat man auch im Mittelmeer Vieles versucht, um den Killeralgen den Garaus zu machen, darunter Ausreißen durch Taucher, Ultraschall, Vergiftung mithilfe von Kupfer-Elektroden. Geholfen hat es letztlich ebenfalls nur wenig. Alle Breschen, die mit den diversen Methoden in die Kolonien der Killeralgen geschlagen werden konnten, wucherten anschließend in kurzer Zeit wieder zu.
Als letzte Rettung gegen die biologische Invasion durch den Exoten Caulerpa gilt deshalb heute die kleine tropische Schnecke Paracentrotus lividus. Sie vermehrt sich schnell, ist gegen das Gift der Alge immun und vor allem: Caulerpa steht auf ihrer Speisekarte ganz oben. Doch noch zögern die Wissenschaftler zu diesem biologischen Mittel gegen die Algenpest zu greifen.
Auf der einen Seite verträgt die Schnecke die kühlen Wassertemperaturen im Winter nicht und stirbt ab, zum anderen will man nicht den Bock zum Gärtner machen. Die Forscher fürchten, dass die grüne Meeresschnecke vielleicht irgendwann einmal der Appetit auf Caulerpa vergeht und sie sich stattdessen an anderen pflanzliche Organismen des Mittelmeers gütlich tut. Statt Algenpest könnte dann ein Kahlschlag am Meeresboden zum ökologischen Problem in der Region werden.
Deshalb beschränkt man sich zurzeit noch darauf, eine weitere Ausbreitung der Killeralge möglichst zu vermeiden. Unter dem Motto „Wanted: Dead or alive“ wurden beispielsweise Taucher aufgefordert, neue Kolonien der „grünen Pest“ zu melden und wenn möglich sofort zu beseitigen. Auch an Sportbootbesitzer und Fischer erging die Mahnung, Netze und Anker vor jedem Törn sorgfältig nach der Killeralge abzusuchen und diese gegebenenfalls bis aufs Kleinste zu entfernen.
Stand: 22.12.2002