Medizin

Virus mit besonderen Eigenschaften

Welcher Erreger verursacht Maul- und Klauenseuche?

Illustration des Maul- und Klauenseuchevirus
Illustration des Maul- und Klauenseuchevirus, einem hochvirulenten Erreger. © selvanegra/iStock

Die Beschwerden der Maul- und Klauenseuche werden durch verschiedene Varianten des gleichnamigen Virus verursacht. Bislang sind von dem RNA-Virus aus der Gattung der Aphthoviren und der Familie Picornaviren sieben Serotypen bekannt: O, A, C, Asia 1, SAT1, SAT2 und SAT3. Diese werden zusätzlich in über 60 Untertypen und Stämme unterteilt. Bei den brandenburgischen Wasserbüffeln handelt es sich um einen Erreger vom Serotyp O, wie das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) feststellte.

Diese Vielfalt macht es dem Immunsystem und Entwicklern von Impfstoffen schwer, passende Antikörper und prophylaktische Vakzine zu finden. Denn diese wirken jeweils nur gegen einen der Serotypen. Ein breitenwirksamer MKS-Impfstoff ist daher nicht möglich, weswegen in der EU auch nicht mehr vorsorglich geimpft wird. Bei jedem auftretenden Seuchenfall wird stattdessen zunächst der genaue Typ des MKS-Virus ermittelte, bevor umliegende Herden notgeimpft werden können.

Virus stellt Immunsystem vor Herausforderungen

Hinzu kommt, dass MKS-Viren bei Stress in Untereinheiten zerfallen können – eine Besonderheit unter den Picornaviren. Dadurch verändert sich das Aussehen der Proteine an der Virusoberfläche und dem Immunsystem werden andere Erkennungsmerkmale präsentiert, wie Forschende unlängst herausgefunden haben (doi: 10.1038/s41467-024-53027-5). Dieser Mechanismus erschwert es dem Immunsystem zusätzlich, passende Antikörper für die jeweiligen Sero- und Subtypen zu bilden, und erleichtert es dem MKS-Virus, sich in seinem tierischen Wirt zu vermehren.

Darüber hinaus haben die Erreger der Maul- und Klauenseuche in ihrem Erbgut diverse Waffen im Arsenal, mit denen sie die Reaktionen des Immunsystems an verschiedenen Stellen hemmen können. Denn einzelne Abschnitte der viralen RNA können an bestimmte Enzyme der Tierzelle binden und so die Immunreaktion ausbremsen. Beispielsweise schütten die Zellen dann keine Signalmoleküle mehr aus, die eine Entzündung anzeigen und bekämpfen. Andere RNA-Abschnitte kodieren für Proteine, die das Virus herstellt und mit denen es den Stoffwechsel der Wirtszelle sabotiert (doi: 10.3389/fmicb.2018.02644).

Foto einer Rinderherde auf einer Wiese
Die MKS-Viren werden nicht nur bei direktem Kontakt zwischen erkrankten Tieren, sondern auch über Futter, Exkremente, Körperflüssigkeiten und die Atemluft übertragen. © Mutenagen /iStock

Hochansteckendes Virus

Durch diese Eigenschaften sind alle MKS-Viren auch hochansteckend. Sie werden sowohl bei direktem Kontakt zwischen erkrankten Tieren als auch über Futter übertragen. Auch über Exkremente und Körperflüssigkeiten wie Speichel, Milch und Wundwasser sowie die Atemluft erkrankter Tiere kann eine Infektion erfolgen.

„Da die erkrankten Tiere nicht behandelt werden können, müssen schon bei einem einzelnen Krankheitsfall in einem Betrieb alle Klauentiere getötet und unschädlich beseitigt werden“, so das Friedrich-Loeffler-Institut mit Blick auf die weltweit geltenden strengen Sicherheitsvorschriften der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH). Das FLI ist auch eines der wenigen europäischen Labore, die unter strengen Vorsichtsmaßnahmen an den Viren forschen dürfen.

Hartnäckiger Erreger

Die Beseitigung der Tiere und Überreste ist bei Ausbrüchen und im Labor besonders wichtig, denn das MKS-Virus ist sehr widerstandsfähig. Es kann Monate bis Jahre überdauern – etwa in genesenen und toten Tieren sowie Tierprodukten und im feuchten Boden, aber auch in getrocknetem oder gefrorenem Zustand auf Dingen, die mit infizierten Tieren in Kontakt kamen. Dazu zählen beispielsweise Futter, aber auch Kleidung und Geräte von landwirtschaftlichem Personal.

Die Seuche ist daher nur loszuwerden, indem kontaminierte Flächen sorgfältig desinfiziert werden. Getötet wird das Virus durch hohe Temperaturen, wie sie beispielsweise bei der Pasteurisierung der Milch vorkommen, sowie durch Säuren mit einem pH-Wert unter sechs und Laugen mit einem pH über neun. Getrocknete Viren auf Oberflächen sterben erst, wenn sie zwei Tage 70 Grad Celsius ausgesetzt werden (doi: 10.1016/j.bsheal.2021.07.002).

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. weiter
Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Maul- und Klauenseuche
Wie bedrohlich ist die Tierseuche?

Rückkehr der Maul- und Klauenseuche?
Infizierte Wasserbüffel in Brandenburg

Tierseuche mit diffusen Symptomen
Wer kann an Maul- und Klauenseuche erkranken?

Virus mit besonderen Eigenschaften
Welcher Erreger verursacht Maul- und Klauenseuche?

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

keine News verknüpft

Dossiers zum Thema

Vogelgrippe - Vom Tiervirus zur tödlichen Gefahr für den Menschen