Wenn es um erfolgreiche Artenschutzstrategien bei Vögeln geht, sind Wissenschaftler darauf angewiesen, nicht nur die Brut-, Durchzugs- und Wintergebiete genau zu kennen, sondern auch Daten zu Sterblichkeiten innerhalb und zwischen Populationen zu besitzen. Diese Daten können jedoch nur über individuell markierte Individuen gesammelt werden. Auch hierbei bietet die Beringung auch heute noch die einfachste und billigste Methode, um sich die nötige Datengrundlage für aussagekräftige Analysen zu beschaffen.
Zugvögel sind „Global Player“ und das, was wir als ihr Heimatgebiet ansehen, bezieht sich entsprechend nicht nur auf ihre Brutgebiete. Auch ihre Überwinterungsquartiere und Rastplätze während des Zugs gehören zu ihrem Lebensraum dazu und wirken sich entsprechend auf ihr Wohlergehen aus. Genau das kommt auch zum Tragen, wenn es darum geht, Ursachen für die zurzeit beobachteten Rückgänge in den Populationen vieler Zugvogelarten zu finden.
Ornithologen müssen dafür nicht nur die Brutgebiete, sondern auch alle anderen Lebensräume der Arten untersuchen. Ringfunde von Vögeln geben ihnen dabei Auskunft über die Aufenthaltsorte im Laufe eines Vogellebens und damit Hinweise darauf, wo nach möglichen Ursachen für Bestandsänderungen zu suchen ist.
Mithilfe von statistischen Verfahren wie der so genannten Fang-Wiederfang-Analyse können die Forscher zudem auf der Basis markierter Individuen berechnen, wie viele Tiere zwischen Jahren, zwischen Regionen oder vor und nach speziellen Schutzmaßnahmen überleben oder aber verloren gehen. Auch Vergleiche und der relative Anteil bestimmter Todesursachen an der Gesamtsterblichkeit lassen sich so bestimmen. All diese Daten wiederum fließen in Strategien und Konzepte zur Erhaltung und dem Schutz gefährdeter Arten ein.
Aus dem Jahrbuch der Max-Planck-Gesellschaft; Wolfgang Fiedler/ Max-Planck-Institut für Ornithologie; Vogelwarte Radolfzell
Stand: 09.01.2009