Was wäre die Schifffahrt ohne den Panamakanal? Auf jedenfall umständlicher, müssen sogar Kritiker zugeben. Denn die nur 82 Kilometer kurze Verbindung zwischen beiden Ozeanen hat es in sich. So verkürzt sich die Fahrtstrecke von Tokio nach London um 7.200 Kilometer und die von San Francisco nach New York sogar um über 14.000 Kilometer. Dabei dauert eine Fahrt durch den Kanal nur ungefähr zehn Stunden, es geht 26 Meter rauf und wieder runter, einige Stauseen werden ebenso wie die mittelamerikanische Wasserscheide durchquert. Begleiten Sie doch ein Frachtschiff von Colon am Atlantik nach Panama City am Pazifik durch den Kanal.
1. Abschnitt:
Über elf Kilometer fährt das Schiff sehr langsam und unter der Führung eines Lotsen durch Mangrovensümpfe bis zu den Gatun-Schleusen. Dort heben es drei Schleusenstufen auf 26 Meter über den Meeresspiegel. Diese, wie auch die beiden anderen Schleusensysteme, die noch durchfahren werden müssen, waren bei dem Bau des Kanals die größte Betonkonstruktion der Welt. Die Kammern sind 305 Meter lang, 35,5 Meter breit und über 24 Meter tief. Bis auf Supertanker und die größten Containerschiffe passt hier fast jedes Schiff durch.
Nicht aus eigener Kraft steuern die großen Schiffe durch die Schleusen. Sie werden von speziellen Lokomotiven, die entlang der Schleusen fahren, gezogen. Bei jedem Schleusengang gehen über 100.000 Liter Süßwasser an die Ozeane verloren. Für einen durchgängigen Schleusenbetrieb und ein ganzjähriges Durchfahren des Kanals, müssen diese Wassermassen natürlich nachgeliefert werden. Dafür wurde in den 1930er Jahren der Alajuela- (oder Madden) See östlich des Kanals aufgestaut.
2. Abschnitt:
Weiter geht die Fahrt auf dem Gatun-See, der durch die Stauung des Rio Chagres entstanden ist. 37 Kilometer Fahrt in tropischer Kulisse und immer noch befindet sich das Frachtschiff 26 Meter über dem Meeresspiegel. Als der Kanal gebaut wurde, war der Gatun-See mit einer Fläche von ungefähr 430 Quadratkilometern der Größte, der je von Menschenhand angelegt wurde. Bis er voll gelaufen war, dauerte es mehrere Jahre. Ganze Landstriche wurden überschwemmt und heute schauen die ehemaligen Hügel als kleine Inseln aus dem Wasser.
3. Abschnitt:
Bei Gamboa beginnt der interessanteste Teil des Kanals, der Cullebra- oder Gaillard Cut. Es ist der schmalste Abschnitt der Strecke. Hier musste ein ganzer Bergrücken auf einer Länge von 13 Kilometern abgetragen werden. Die kontinentale Wasserscheide wurde durchbrochen. Bis zu 80 Meter tief mussten sich die Bauarbeiter in das Gestein wühlen, die Hänge rutschen ständig ab und vergruben Mensch und Maschinen – hier spielten sich die dramatischsten Szenen des Kanalbaus ab. Aber nicht nur an dieser Stelle wurden unglaubliche Erdmassen versetzt, insgesamt waren es dreimal soviel wie beim Suez-Kanal, mehr als 200 Millionen Kubikmeter.
4. Abschnitt:
Nach dem Gatun-See geht´s „bergab“: Die Pedro Miguel-Schleuse lässt das Schiff auf eine Höhe von 15 Meter über dem Meer hinunter und weiter geht´s auf dem kleineren Miraflores See in Richtung Pazifik. Allein ist man übrigens nie im Kanal. Rund 14.000 Schiffe kreuzen jährlich durch die Wasserstraße. Seit 1914 durchquerten schätzungsweise 900.000 Schiffe den Kanal.
Letzter Abschnitt:
Nach 1,5 Kilometer Fahrt auf dem See wird das Frachtschiff bei den Miraflores Schleusen wieder auf Meeresniveau abgesenkt. Der Hafen von Balboa ist erreicht und ein Jahrhundertbauwerk, das auch manchmal als achtes Weltwunder bezeichnet wird, ist nach knapp zehn Stunden durchfahren.
Stand: 27.10.2006