Das System funktioniert im Prinzip ähnlich wie der Emissionshandel im Klimaschutz: Ein Stromerzeuger, beispielsweise ein Wasserkraftwerk, wird Mitglied im RECS-Verbund und erhält nun für jede nachweislich erzeugte Megawattstunde Ökostrom ein RECS-Zertifikat. Dieses wird in eine zentrale Datenbank eingetragen und kann nun von anderen Mitgliedern des Systems eingesehen und gekauft werden.
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Umweltnutzen und physikalischer Strom getrennt
Wenn ein Anbieter konventionellen Stroms den Bedarf seiner Ökostromkunden nicht durch eigene „grüne“ Quellen abdecken kann oder will, kann er die entsprechende Menge an RECS-Zertifikaten erwerben und damit seinen Atom- oder Kohlestrom als „Öko“ umetikettieren. Zum Ausgleich verliert der den Zertifikaten zugrunde liegende Wasserkraft-Strom seinerseits den „grünen“ Status und wird nur noch als normaler Strom gehandelt und vergütet.
Soweit – so legal. Denn auch bei diesem Verfahren wird theoretisch sichergestellt, dass nicht mehr Ökostrom deklariert und ausgegeben wird, als tatsächlich ins System eingespeist wird. Aber es gibt gleich mehrere Haken: „Die Kunden glauben, dass sie für saubere Energie aus erneuerbaren Quellen zahlen“, erklärt Robert Werner von Greenpeace Energy das Problem. „Tatsächlich landet ihr Geld größtenteils bei den Betreibern von Kohle- und Atomkraftwerken.“
Kaum Profit für Erneuerbare
Da der Wert eines Zertifikats noch gering ist – es kostet einen Stromkonzern gerade einmal 0,05 Cent, eine Kilowattstunde Atomstrom mithilfe des RECS zu veredeln – profitiert der Erzeuger des grünen Stroms zurzeit nur wenig von diesem Handel. Ursache ist die noch geringe Nachfrage gegenüber dem relativ großen Angebot an Zertifikaten vor allem für Wasserkraftstrom. Den Löwenanteil an diesem Etikettenhandel verdient daher heute der Käufer der Zertifikate und Anbieter des „ergrünten“ Atomstroms. Er bekommt nach Abzug aller Netznutzungsgebühren, Steuern und anderen Kosten rund sechs Cent – und damit das Vielfache dessen, was der tatsächliche Ökostromerzeuger erhält.
Einen Anreiz, die Erzeugung erneuerbarer Energien auszubauen, schafft dieses Missverhältnis damit sicher nicht. Wohl aber eine bequeme Möglichkeit für die großen Stromkonzerne, billigen „Ökostrom“ anzubieten, ohne selbst in neue Technologien und Anlagen investieren zu müssen. Entsprechend beliebt ist das RECS-System auch bei den großen Vier des deutschen Strommarkts, Vattenfall, E.on, EnBW und RWE, die allesamt Mitglied im Verbund sind.
Stand: 11.01.2008