Routiniert streicht Armin Ehninger mit der Pipette über den Boden einer kleinen Petrischale, die mit Agar gefüllt ist, einer Gelatine-ähnlichen Substanz. „Das ist der Nährboden für die Bakterien“, erklärt er, „und mit der Pipette verteile ich ein Antibiotikum, das bestimmte Bakterien abtötet, andere aber unbehelligt lässt.“ Das klingt interessant und ist trotzdem ein wenig enttäuschend, trägt die Abteilung, in der Ehninger arbeitet, doch den spannenden Titel „Stammzellen und Krebs“. Der erwartungsfrohe Besucher gesteht, dass er sich mehr erhofft habe als Bakterien auf trübem Agar.
Ehninger lächelt, verschließt die Schale mit einem Deckel und stellt sie in den Brutschrank. „Damit baue ich später eine genetisch veränderte Maus“, erweckt er erneut die Spannung. „Sie wird ein zusätzliches Krebsgen besitzen – eine Bauanleitung für ein Eiweiß, das Wachstum und Teilung von Zellen fördert. Weil das Eiweiß leuchtet, können wir sein Verhalten in der Zelle und im Körper verfolgen.“ Der Biologe vermehrt das Krebsgen zunächst in Bakterien und schleust es dann in embryonale Stammzellen einer Maus ein.
Das Heranzüchten von Bakterien, die ein spezielles Gen tragen, ist ein erster Schritt auf dem Weg zu einer genetisch veränderten Maus. Armin Ehninger und seine 14 Kollegen nutzen solche Mäuse für die Forschung. Angeleitet von Professor Andreas Trumpp arbeiten die Heidelberger Wissenschaftler an einer Frage, die alle Krebsforscher rund um den Globus interessiert: Was sind Krebsstammzellen? Und wie kann man sie beeinflussen, um Krebskranken besser zu helfen?
Deutsches Krebsforschungszentrum, Magazin Einblick/ Claudia Eberhard-Metzger
Stand: 12.08.2011