Als Robert Koch im Jahre 1848 seine Eltern mit der Ankündigung beeindruckt, er habe sich selbst mithilfe einer Zeitung das Lesen beigebracht, ist er erst fünf Jahre alt. Diese Leistung lässt bereits erahnen, welches Maß an Intelligenz und systematischer Ausdauer in dem Jungen steckt, der 1843 als dritter Sohn einer Bergmannsfamilie in Clausthal im Harz geboren wird.
Ursprünglich wollte er Weltreisender werden, doch schon bald, nachdem er im Jahre 1862 an der Universität Göttingen das Studium der Naturwissenschaften begonnen hat, erkennt er, dass seine Interessen in eine andere Richtung gehen und wechselt zur Medizin.
Es begann mit Tierkot
Hier trifft er auf den Anatomieprofessor Jacob Henle, der bereits 1840 die damals als unglaubwürdig geltende Theorie veröffentlichte, dass Infektionskrankheiten durch lebende parasitische Organismen ausgelöst würden. Henle gilt zu dieser als Meister der Mikroskopie und entdeckte mit dieser Technik vor allem Bakterien in den Exkrementen erkrankter Tiere. Den Beweis für den direkten Zusammenhang zwischen den Parasiten und der Krankheit kann er jedoch nicht liefern. Doch Henles Arbeiten machten Koch neugierig.
„Niemals müßig“ lautet sein Wahlspruch bereits zu seiner Studiumszeit und so erlangt er noch vor dem Staatsexamen die Doktorwürde. Nachdem er promoviert hat, geht Koch für sechs Monate nach Berlin, wo er unter dem Einfluss von Rudolf Virchow Chemie studiert.
Hamburg statt der weiten Welt
Getrieben vom Fernweh strebt Koch nach dem Staatsexamen 1866 eine Position als Schiffsarzt oder Militärarzt an. Doch mangelnde Gelegenheiten und die strikte Weigerung seiner Verlobten Emmy Fraatz ins Ausland zu reisen, verwehren ihm diesen Berufswunsch.
Stattdessen übt er zunächst Tätigkeiten als Assistenzarzt in Hamburg aus. Hier wird Koch zum ersten Mal mit den verheerenden Ausmaßen einer Cholera-Epidemie konfrontiert. Als er beginnt, pathologisches Material mikroskopisch zu untersuchen, erwacht sein Interesse an der Forschung.
„Traumberuf“ Militärarzt
Doch zunächst folgen Anstellungen als Landarzt in Langenhagen, Niemegk (Brandenburg) und Rackwitz bei Posen. Der Ausbruch des deutsch-französischen Kriegs 1870/71 gibt Koch endlich die Gelegenheit, aus der häuslichen Idylle auszubrechen und seinen Traumberuf als Militärarzt auszuüben. Obwohl er stark kurzsichtig ist, meldet er sich sofort als Freiwilligenarzt im Feldlazarett. Von unschätzbarem Wert für seine spätere Laufbahn sind die Erfahrungen, die er hier in der Wundbehandlung und im Umgang mit Typhus gewinnt.
Nach dem Krieg absolviert Koch das Physikum und bekommt eine Anstellung als Amtsarzt im ländlichen Wollstein bei Posen mit eigener Praxis. Dort arbeitet er als Kreisarzt und Geburtshelfer. Doch die alltägliche Arbeit in der Praxis füllt ihn nicht aus…
Stand: 05.07.2005