Beobachtungen der Pegelstände an den Küsten weltweit zeigen, dass der mittlere Meeresspiegel beständig steigt. Seit 1870 hat er sich um insgesamt etwa 21 Zentimeter angehoben – das entspricht einem Anstieg von durchschnittlich 1,5 Millimetern pro Jahr. Neue Messungen legen zudem nahe, dass die Geschwindigkeit dieses Anstiegs in den letzten Dekaden zunimmt. Einer der Gründe dafür ist die Eisschmelze.
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Ein Teil des Meeresspiegelanstiegs beruht zwar auf einem rein physikalischen Phänomen: Wenn sich das Wasser erwärmt, dehnt es sich aus. Aber mehr als die Hälfte des beobachteten Anstiegs der Pegel hat einen anderen Grund: Es gibt schlicht mehr Wasser im Ozean. Dieses Wasser stammt aus Reserven, die als Eis in den Gletschern des Festland gespeichert sind. Taut dieses Eis ab, fließt das freigesetzt Schmelzwasser über die Flüsse in den Ozean und erhöht den Meeresspiegel.
Offensichtlich ist dabei der Einfluss der Polargebiete: Die gewaltigen Eiskappen Grönlands und der Antarktis tragen viel zum Meeresspiegelanstieg bei. Würde sie komplett abschmelzen, stiege der globale Pegel immerhin um 70 Meter. Aber auch die Gletscher der Gebirgsregionen spielen eine wichtige Rolle. Seit 1990 gehen sogar 60 Prozent des Schmelzwasser bedingten Anstiegs auf ihr Konto. In den letzten 150 Jahren, das zeigen verschiedenen Studien, haben Gebirgsgletscher weltweit deutlich an Masse verloren, ihr Schmelzwasser ist in die Ozeane abgeflossen.
Gewaltige Datenlücken
Allerdings ist es sehr schwierig, diese Eisverluste tatsächlich zu messen und damit eine quantitative Aussage über den tatsächlichen Beitrag der Gletscher zum Meeresspiegelanstieg zu machen. Das Hauptproblem besteht darin, dass bis heute nicht alle vergletscherten Gebiete vollständig kartiert sind und man daher auch nicht genau weiß, wie viele Gletscher es weltweit gibt und wie groß das Eisvolumen ist. Schon für die erste internationale hydrologische Dekade (1965 bis 1974) plante man daher, alle Gletscher außerhalb der Polarregionen zu erfassen.
Bis heute sind immerhin für etwas mehr als die Hälfte dieser Gletscher Daten in unterschiedlichen Inventaren gespeichert. In den meisten Fällen sind dabei nur die Position, die Höhen- und Längenerstreckung und die Fläche bekannt. Der größte Teil der Informationen ist im World Glacier Inventory (WGI) abgelegt, das über den World Glacier Monitoring Service (WGMS) in Zürich oder das National Snow and Ice Data Center (NSIDC) in Boulder, Colorado zugänglich ist. Zusätzlich existiert ein weiteres Inventar, das ausschließlich auf der Basis von Fernerkundungsdaten beruht und vom Global Land Ice Measurements from Space Projekt (GLIMS) betreut wird. Für einzelne Länder bestehen außerdem nationale Inventare, die jeweils sehr unterschiedliche Informationen enthalten.
Christoph Mayer, Wilfried Hagg / Bayerische Akademie der Wissenschaften
Stand: 04.01.2013