Ähnlich wie bei einer Sonnenfinsternis markieren die so genannten „Kontakte“ die Hauptetappen des Venus-Transits. Am Anfang steht der erste Kontakt oder äußere Eintritt: Die Venus nähert sich der sichtbaren Sonnenscheibe und berührt zum ersten Mal den Sonnenrand. Dies wird kurz nach Mitternacht Mitteleuropäischer Sommerzeit der Fall sein. Bei uns ist dieser Schritt nicht sichtbar, da sich die Sonne zu diesem Zeitpunkt noch weit unter dem Horizont befindet.
Nun beginnt die Venus, sich langsam über den nördlichen Teil der Sonnenscheibe zu bewegen. Kurz vor 00:30 Uhr unserer Zeit passiert auch der hintere Rand der Venus den Sonnenrand. Der Planet ist nun erstmals vollständig als runder, dunkler Fleck vor der leuchtenden Sonne zu erkennen. Gegen 03:30 Uhr hat die Venus die Hälfte ihres Weges zurückgelegt und steht jetzt etwa mittig über der oberen Hälfte des Sonnenrunds.
In Deutschland haben wir erst mit dem Sonnenaufgang eine Chance, das Ereignis zu verfolgen. Im Nordosten des Landes ist das zuerst der Fall, am spätesten im Südwesten. In Berlin können Beobachter den kleinen dunklen Fleck auf der Sonne ab 04:46 Uhr sehen, in Stuttgart erst gegen 05:22 Uhr.
Rund eineinhalb Stunden dauert es dann noch, bis sich der dritte Kontakt anbahnt: Die Sonne berührt um 06:37 Uhr unserer Zeit bereits wieder mit ihrer Vorderseite den Sonnenrand. Immerhin werden wir noch Zeugen eines der spannendsten Phänomen bei einem solchen Transit: dem Tropfeneffekt. Dabei scheint sich der runde Punkt der Venus leicht zu verformen, wenn er sich dem Sonnenrand nähert. Der Venustransit endet um 06:49 unserer Zeit mit dem vierten Kontakt: Der hintere Rand der Venus verlässt die Sonnenscheibe, unser Schwesterplanet ist nun nicht mehr als dunkler Fleck sichtbar. Insgesamt hat die Passage der Venus vor der Sonne mehr als sechs Stunden gedauert.
Der dunkle Fleck der Venus ist groß genug, um auch ohne Fernrohr oder Teleskop sichtbar zu sein. Auf keinen Fall aber sollte man dieses Ereignis mit bloßem Auge oder einer normalen Sonnenbrille betrachten! Ähnlich wie bei einer Sonnenfinsternis kann das intensive Sonnenlicht Netzhautschäden verursachen. Auch eine berußte Glasscheibe schützt nicht ausreichend vor diesen Folgen. Am besten eignet sich eine Sonnenfinsternis-Brille, alternativ kann man das Abbild der Sonne mit der Venus auch mit einem Teleskop auf ein weißes Blatt Papier projizieren.
Nadja Podbregar
Stand: 23.05.2012