Moderne Teleskope haben heute keine Möglichkeit mehr, mithilfe eines Okulars in den Himmel zu schauen. Alles funktioniert elektronisch und Bilder erscheinen nur noch auf Monitoren. Mehr noch, der Astronom wurde zunehmend von seinem Teleskop getrennt – spätestens seit Aufkommen der „Drei-Meter-Teleskope“ in den 1980-er Jahren. Den entscheidenden Knopf, der das Teleskop bewegt, drücken seither eigens dafür geschulte technische Operateure.
Gleichzeitig wurde auch die Fotoplatte durch empfindliche CCD-Chips (charge-coupled device) abgelöst, die in komplizierten Gerätschaften das Licht von Sternen und Galaxien registrieren und analysieren. Auch diese Apparate werden immer häufiger von Spezialisten an den jeweiligen Observatorien bedient. Inzwischen wird an den größten Observatorien bereits 50 Prozent der Teleskopzeit im so genannten „Service-Mode“ genutzt.
Der Astronom ist nicht einmal mehr vor Ort, sondern teilt der Sternwarte mit, welche Daten er haben möchte. Ist sein Antrag bewilligt, führen Spezialisten am Observatorium die Beobachtungen durch und schicken ihm die Daten über das Internet zu. Soviel zur Romantik des heutigen astronomischen Berufslebens.
Himmelsbeobachtung aus 12.00 Kilometer Entfernung
Wen dies erstaunt, sei daran erinnert, dass das berühmte Weltraumteleskop Hubble schon seit vielen Jahren seine Beobachtungen macht, ohne dass jemand vor Ort ist. Dies gilt natürlich auch für andere Weltraumteleskope, die bei Wellenlängen im Röntgen-, UV- und Infrarot-Bereich arbeiten, die nur außerhalb der Erdatmosphäre zugänglich sind. Die Entfernungen zwischen Astronom und Teleskop werden immer größer, dabei hat das Hubble-Teleskop nicht einmal die weiteste Distanz vom Beobachter.
Während das Weltraumteleskop die Erde in einem Abstand von weniger als 600 Kilometern umkreist, sind die Bochumer Astronomen meist 12.000 Kilometer von ihren Teleskopen entfernt. Das Astronomische Institut der Ruhr-Universität betreibt seit einiger Zeit in der chilenischen Atacamawüste ein Observatorium. Die Forscher führen dort Beobachtungen – so genannte Variabilitätsmessungen – durch, für die ihnen an den großen internationalen Observatorien nicht genügend Zeit zur Verfügung steht.
Rolf Chini/RUBIN/Ruhr-Universität Bochum
Stand: 17.07.2009