Meereswissenschaftlern geht es heute bei der Erforschung der Riesenwellen wie einst Herkules in seinem Kampf gegen die neunköpfige Hydra. Immer wenn sie ein Rätsel der Freak Waves gelöst haben, ergeben sich aus der Antwort zahlreiche neue Fragen und Probleme. Eines jedoch konnten die Experten im Rahmen von Forschungsprojekten wie dem EU-Vorhaben „MaxWave“ zweifelsfrei feststellen: Riesenwellen sind keine Jahrhundertereignisse wie man früher dachte, sondern gehören zur Routine auf dem offenen Meer.

Um das globale Vorkommen und die Häufigkeit von Riesenwellen zu ermitteln, werteten Wissenschaftler des GKSS im Rahmen von MaxWave Lasermessdaten von Schiffen, Ölplattformen und speziellen Seegangsbojen aus. 30.000 Aufnahmen des Radars mit synthetischer Apertur (SAR) an Bord des europäischen Forschungssatelliten ERS-2, die innerhalb von drei Wochen aufgenommen wurden, gaben weitere Hilfestellung bei der Fahndung nach Monsterwellen. Heraus kam dabei eine „Weltkarte der Riesenwellen“, auf der auch eine besonders extreme Freak Wave von 30 Metern Höhe und eine außerordentlich lange Wellenfront von mehr als fünf Kilometer Länge erfasst wurden. Hochrechnungen der Forscher ergaben zudem, dass etwa jede 10.000 Einzelwelle eine Freak Wave ist.
Auch konkrete Statistiken über Riesenwellen in speziellen Meeresgebieten liegen seit einiger Zeit vor. So hat Jesper Skourop vom DHI Water & Environment in Horsholm, Dänemark innerhalb von zwölf Jahren mittels Radar 466 Riesenwellen im Gorm Ölfield in der Nordsee entdeckt, die nicht durch die existierenden Wellentheorien zu erklären waren. Die höchste in der Untersuchung aus dem Jahre 1997 erwähnte Riesenwelle erreichte dabei 17,5 Meter.
Was die Fahndung der Forscher nach Freak Waves erschwert, ist die Tatsache, dass Riesenwellen laut Augenzeugenberichten sowohl unter ruhigen Meeresbedingungen als auch bei schwerer See in Sekundenschnelle entstehen können. Manche dieser Giganten verschwinden so schnell wie sie gekommen sind, andere ziehen längere Zeit unbeirrt ihre Bahn über das offene Meer.