Dass es Heinrich Schliemann einmal zu großem Reichtum und noch größerem Ruhm bringen wird, scheint zu Beginn seines Lebens eine abwegige Vorstellung – sieht er sich in seiner Kindheit doch mit nicht gerade günstigen Familienverhältnissen konfrontiert: Als eines von neun Kindern wächst Schliemann in einem protestantischen Pfarrershaushalt in Mecklenburg auf. Die Mutter stirbt, als der Junge neun ist, wenige Jahre später wird der Vater seines Amtes enthoben, die Familie rutscht in die Armut ab.

Dem jungen Heinrich bleibt ob der finanziellen Nöten seines Versorgers die eigentlich geplante Schulbildung verwehrt. Statt aufs Gymnasium und später zur Universität wird er auf die billigere Realschule geschickt. Anschließend tritt er eine Lehre in einem Krämerladen in Fürstenberg an. Aus Krankheitsgründen muss der Lehrling seine Ausbildung jedoch vorzeitig abbrechen. Ein Lungenleiden hat ihn untauglich für die schwere Arbeit im Geschäft gemacht.
In Holland geht es aufwärts
Schliemann kratzt seine letzten Taler zusammen und macht sich zu Fuß nach Hamburg auf, wo er sich Chancen auf eine neue Anstellung erhofft. Aufgrund seiner unzureichenden Ausbildung gestaltet sich dieses Vorhaben jedoch schwierig. In seiner Not heuert Schliemann schließlich als Schiffsjunge auf einem Segelschiff mit dem Ziel Venezuela an. Doch auch dabei ist ihm kein Glück beschert. Die „Dorothea“ kentert bereits vor der holländischen Küste.
Gerade so mit dem Leben davongekommen, schlägt sich Schliemann nach Amsterdam durch – und hier endlich wendet sich das Blatt. Mithilfe eines Freundes findet Schliemann eine Anstellung als Kontorbote einer großen Firma und zeigt sich ehrgeizig: Binnen zwei Jahren lernt er kaufmännische Handschrift und Korrespondenz, bringt sich außerdem autodidaktisch Holländisch, Französisch, Englisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch und Russisch bei. Sein Fleiß wird belohnt: Schon bald wird Schliemann zum Vorgesetzten von 15 Mitarbeitern.