Phänomene

Vom Mehlwurm bis Wanderheuschrecke

Die in der EU zugelassenen Speiseinsekten im Überblick

Insekten sind eine der artenreichsten Tiergruppen unseres Planeten und es gibt kaum eine Gegend, an der es keine Käfer, Fliegen oder andere Vertreter dieser sechsbeinigen Gliederfüßer gibt. Kein Wunder also, dass sie in vielen Regionen der Erde ganz selbstverständlich auf dem Speiseplan stehen. Allerdings nicht bei uns. Insekten zu essen war lange tabu – und in der EU sogar verboten.

Mehlwürmer
Mehlkäferlarven werden schon länger als Tierfutter und Lebensmittel gezüchtet. © Luk /CC-by-sa 4.0

Mehlwurm in Nudeln, Falafel und Chips

Dies hat sich nun geändert: Inzwischen hat die EU vier verschiedene Insektenarten für den menschlichen Verzehr zugelassen. Schon seit Sommer 2021 dürfen Mehrwürmer in getrockneter Form offiziell als Nahrungsmittel verkauft werden. Die genügsamen, ein bis zwei Zentimeter langen Larven des Mehlkäfers Tenebrio molitor werden gefriergetrocknet als Snack oder Salatbeilage verkauft. In gemahlener Form können sie Backwaren oder Nudeln beigemischt werden.

Auch als Zutat für Falafel oder Chips ist das Mehlwurmpulver geeignet. Schon vor einigen Jahren wurde in den Niederlanden eine Mischung aus Kichererbsenmehl und gemahlenen Mehlwurmlarven als Basis für Frikadellen oder Falafel getestet. In ersten Tests in Kantinen und Restaurants schnitten diese Falafel wegen ihrer angenehmen Textur und ihres würzigen Geschmacks gut ab. In Frankreich experimentiert man unter anderem mit Chips aus Cassava und Mehlwurmmehl. Eine „Crikizz“ getaufte Variante dieses Snacks hat 2012 beim nationalen Wettbewerb Eco-trophélia den Preis für kulinarische Innovation gewonnen.

Gegrillte Wanderheuschrecke gefällig?

Auch der Prototyp des essbaren Insektes ist schon seit November 2021 in der EU als Lebensmittel zugelassen: die Wanderheuschrecke (Locusta migratoria). In Afrika wird sie schon lange als Snack und willkommene Ergänzung des Speiseplans verzehrt – vor allem, wenn diese Heuschrecke bei ihren periodischen Massenvermehrungen in rauen Mengen anfällt. In Europa kommen diese bis zu fünf Zentimeter langen Insekten freilebend heute nur noch im Mittelmeerraum vor.

Verkauft und als Lebensmittel verarbeitet werden darf die Wanderheuschrecke bei uns in fast jeder Form: getrocknet, gefroren oder in Pulverform. Weil sie in der Aufzucht teurer sind als Mehlwürmer, lohnt sich die Verarbeitung zu Mehl allerdings kaum: Pro Stück kosten die Heuschrecken immerhin rund 50 Cent. Sinnvoller ist es daher, die Tiere im Ganzen zu verzehren, beispielsweise gegrillt oder gebraten.

Hausgrille
Die Hausgrille (Acheta domestica) darf seit Januar 2023 in der EU als Lebensmittel verwendet werden. © Farinosa/ Getty images

Heimchen am Herd auf neue Art

Seit Mitte Januar 2023 dürfen zwei weitere Insekten in der EU offiziell als Lebensmittel verkauft verwendet werden. Die erste ist die Hausgrille (Acheta domesticus), auch als Heimchen bekannt. Die bis zu zwei Zentimeter große Heuschreckenart kommt bei uns in Mitteleuropa auf vielen Wiesen und Feldern vor. Im Winter sucht sie in Scheunen, Ställen und anderen Gebäuden Schutz vor der Kälte. Ihr nächtliches Zirpen war deshalb früher oft auch in den Wohnhäusern zu hören.

Die in Europa und Asien verbreitete Hausgrille wird in Asien schon lange als Speiseinsekt genutzt. Bei uns zum Verzehr angeboten wird sie unter anderem als Snack in Form von gerösteten und gewürzten ganzen Tieren. Aber auch Chips und Nudeln mit Grillenmehl oder Burger-Pattys mit Hausgrillenzusatz gibt es bereits.

Buffalowurm im Burger

Das vierte in der EU zugelassene Speiseinsekt sind die Larven des Getreideschimmelkäfers (Alphitobius diaperinus), die meist als „Buffalowurm“ bezeichnet werden. Sie ähneln kleineren Varianten der Mehlwürmer und kommen als Vorratsschädlinge in Getreidelagern, aber auch als Schädlinge in der Streu von Geflügelställen vor. Ähnlich wie die Mehlkäferlarven sind sie relativ anspruchslos und können einfach gezüchtet und gehalten werden. Als Lebensmittel wird der Buffalowurm in gefrorener Form im Ganzen, als Pulver oder als Proteinpaste verwendet. Die Pulver und Pasten wurden bisher unter anderem in Insekten-Burgern eingesetzt.

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Insekten auf dem Speiseplan
Was taugen Heuschrecke, Mehlwurm und Co als Lebensmittel?

Vom Mehlwurm bis Wanderheuschrecke
Die in der EU zugelassenen Speiseinsekten im Überblick

Essen mit Ekel-Faktor
Wie berechtigt sind mulmige Gefühle bei Insektenkost?

Alternative zu Rind, Schwein und Co?
Warum sollten wir mehr Insekten essen?

Sechsbeinige Fitmacher
Wie gesund ist die Insektenkost?

Himmelskrebse und Wanzensauce
Insekten-Verzehr rund um die Welt

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