Die Erde ist ein Spielball von kosmischen und anorganischen Einflüssen. Die Sonneneinstrahlung, Kollisionen mit anderen Himmelskörpern, die Drift der Kontinente oder Veränderungen der Umlaufbahn um die Sonne wirken auf den Planeten und beeinflussen sein Klima und seine Entwicklungsgeschichte bis heute.
Lange Zeit konzentrierten sich daher Geowissenschaftler vor allem auf diese Faktoren, um die Erde und die Abläufe auf ihr zu erforschen. Dem vorherrschenden mechanistischen Weltbild folgend galt es, das große Ganze in möglichst kleine Einzelteile zu zerlegen, um ihre Funktionsweise zu ergründen.
Doch heute hat sich dieses Bild dramatisch gewandelt. Inzwischen sprechen Geowissenschaftler ganz selbstverständlich vom „System Erde“ und Klimaforscher versuchen, mit immer aufwändigeren Computermodellen die komplexen Rückkopplungsmechanismen unseres Planeten zu ergründen und zu simulieren. Nicht mehr nur die Einzelkomponenten sind Gegenstand der Forschung, sondern das System Erde als Ganzes, die komplexen Wechselwirkungen, die unseren Planeten in der Balance halten.
Aber bis es zu dieser Sichtweise kam, war einiges an Umdenken nötig. Einen entscheidenden Beitrag dazu leistete der Physiker James Lovelock mit seiner provokanten Gaia-Hypothese – der Sicht der Erde als einem lebendigen Organismus.