Auch pflanzliche Roh- und Reststoffe der Agrar- und Forstwirtschaft lassen sich für die Kunststoff-Herstellung nutzen, daran arbeiten zurzeit Forscher des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Polymerforschung. In dem Verbundprojekt LIGNOS konzentrieren sie sich darauf, mit Hilfe neu entwickelter biotechnologischer Verfahren die in diesen Reststoffen enthaltenen Biopolymere zu gewinnen. Diese könnten dann die Rohstoffpalette der chemischen Industrie maßgeblich erweitern.

Ein Fokus der Arbeiten ist Lignin, ein Inhaltsstoff des Holzes, der bis dato lediglich zur Energiegewinnung verbrannt wird. Aber auch Rübenschnitzel − Reststoffe der Zuckerproduktion – haben die Wissenschaftler inzwischen bereits als Lieferant für Polymere rekrutiert. Es gelang ihnen, aus den Schnitzeln Polyurethan zu fertigen. Aus diesem Material bestehen zum Beispiel Matratzen, Schuhsohlen, Dichtungen oder Fußböden. Die Forscher haben dafür die vorwiegend aus Pektin, Cellulose und Hemicellulose bestehenden Rübenschnitzel zunächst zu einfachen Zuckern abgebaut. Aus diesen konnten sie dann langkettige Polymere synthetisieren, die sie anstelle von Sorbitol für die Polyurethanherstellung eingesetzt haben.
Frischhalte-Folien aus Molke
Ein Abfallprodukt bei der Herstellung von Milchprodukten nutzen dagegen Forscher des IGB als Ausgangsstoff. Mit Hilfe von Milchsäurebakterien setzen sie den in der Sauermolke enthaltenen Milchzucker zu Milchsäure (Lactat) um. Lactat dient nicht nur als Konservierungs- und Säuerungsmittel in der Lebensmittelherstellung, sondern kann auch als Grundstoff in der chemischen Industrie eingesetzt werden – zum Beispiel in der Produktion von Polylactiden, einem biologisch abbaubaren Kunststoff.
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