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Alter Orient

Vom Tempelberg zur Mega-City

Die Pyramiden Asiens und der modernen Welt

Weitere bemerkenswerte Pyramiden der Menschheitsgeschichte liegen im heutigen Iran und Irak. Dort nennt man sie Zikkurat, was auf Babylonisch so viel wie „aufgetürmt“ bedeutet. Das ist recht passend, denn bei Zikkurats handelt es sich in der Regel um gestufte Tempelberge. Sie erinnern zwar grob an die klassische Pyramidenform, wie man sie aus Ägypten kennt, sind aber in einem klar abgrenzbaren Stil errichtet.

Zikkurat von Ur
Die Zikkurat von Ur ist eine der am besten erhaltenen mesopotamischen Pyramiden. © HomoCosmicos/ iStock

Die Ruinen der Tempelberge

Eine der am besten erhaltenen Zikkurats ist die Zikkurat von Ur im Südosten des Irak. Der dortige Stufentempel ist etwa 25 Meter hoch, über 4.000 Jahre alt und aus 2,50 Meter dicken Lehmziegel-Mauern errichtet. Die Ecken der Zikkurat zeigen in die vier Himmelsrichtungen. Ganz oben befand sich wahrscheinlich einst ein dem Mondgott Nanna gewidmeter Tempel.

Die im Iran gelegene Zikkurat Tschogha Zanbil war einst wahrscheinlich sogar stolze 50 Meter hoch und gleich zwei Göttern gewidmet. Archäologen gehen davon aus, dass auch die mesopotamischen Pyramiden auf Darstellungen des Weltenbergs im Schöpfungsmythos zurückgehen – ähnlich wie in Ägypten und Mittelamerika.

Qin-Pyramide
Eins mit der Landschaft: Die Pyramide von Kaiser Qín erhebt sich im Hintergrund als grüner Berg. © Bairuilong/CC-by-sa 4.0

Eine umgeformte Landschaft als Pyramide

Heilige Berge haben wahrscheinlich auch bei einer monumentalen Pyramide in China eine wichtige Rolle gespielt. In der chinesischen Mythologie stehen die fünf heiligen Berge des Daoismus, die im Land verteilt liegen, für den Kopf und die Gliedmaßen des ersten Lebewesens auf Erden. Und in der Nähe eines dieser Berge hat sich Kaiser Qín Shǐhuángdì vor über 2.000 Jahren prompt einen eigenen Berg als pyramidenförmige, ewige Ruhestätte aufschütten lassen.

Kaiser Qín ließ somit weder Steinblöcke noch Lehmziegel als Baumaterial herbeischaffen, sondern einfach die komplette Landschaft zu einer Pyramide umformen. Entstanden ist eine Grabanlage von der Größe Manhattans mit der einst 120 Meter hohen Qín-Pyramide als zentralem Prunkstück. Was genau sich in ihrem Inneren befindet, ist allerdings ein Rätsel, denn geöffnet hat sie seit dem Tod des Kaisers niemand – unter anderem aus Angst vor dem Zerfall des Grabinhaltes bei Kontakt mit Sauerstoff.

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Zeitgenössische Chronisten berichten aber davon, dass in der Grabkammer des Kaisers das gesamte Universum nachgebaut sein soll, inklusive Flüssen aus Quecksilber. Rückstände des flüssigen Metalls hat man tatsächlich überall im Boden der Anlage nachweisen können, doch ob sie wirklich zu einem unterirdischen Flusssystem gehören, ist noch unklar.

Terrakotta-Armee
Seine Terrakotta-Armee sollte den Kaiser bis in alle Ewigkeit beschützen. © Maros M r a z /CC-by 3.0

Ein Heer aus Ton

Kaiser Qín hat seine 56 Quadratkilometer große Grabesanlage allerdings nicht für sich allein bauen lassen. Er teilt sie sich mit rund 8.000 unsterblichen Kriegern: der berühmten Terrakotta-Armee. Jede der lebensgroßen Soldatenfiguren war einst individuell bemalt. Wie Analysen ergaben, gehörten zu den verwendeten Farben neben Schwarz und Brauntönen auch knalliges Rot, Rosa, Blau, Lila und Grün.

Neben den treuen Soldaten, die dem Kaiser nach seinem Tod dienen sollten, haben Archäologen auch viele weitere Relikte gefunden, darunter Tonpferde, die Überreste von Streitwagen, Schilde, Bronzeschwerter, Bögen und die goldene Figur eines Kamels. Und wahrscheinlich gibt es auf der riesigen Grabanlage noch viel mehr zu entdecken.

Religiöse Zentren in Pyramidenform

Eine weitere eindrucksvolle Pyramide Asiens liegt in Indonesien: die buddhistische Tempelanlage Borobudur. Zwischen dem achten und neunten Jahrhundert aus Vulkanstein errichtet, zieren ihre Fassade unter anderem hunderte Buddha-Statuen und über 2.500 Relieftafeln. Sie erzählen von der spirituellen Reise, die Buddhisten zum Erreichen der höchsten Bewusstseinsstufe auf sich nehmen müssen.

Auch die im kambodschanischen Dschungel gelegene Stufenpyramide Prasat Prang ist als religiöses Zentrum errichtet worden: allerdings als eines der Hindus. Das heute 36 Meter hohe Bauwerk lag einst inmitten der Khmer-Stadt Koh Ker, die im zehnten Jahrhundert zum ersten Mal in Schriften erwähnt wurde.

VIA 57 West
Auch heute werden noch Pyramiden gebaut – darunter dieses ungewöhnliche Wohngebäude in New York City. © Jakub Hałun /CC-by 4.0

Die neuen Pyramiden

Pyramidenförmige Bauten haben somit für eine Reihe von Hochkulturen wichtige Zwecke erfüllt – und sie tun es heute noch. So befindet sich zum Beispiel der Eingangsbereich zum Louvre in Paris in einer 21 Meter hohen Glaspyramide. In New York City ist das pyramidenförmige Wohnhochhaus VIA 57 West zu einem Wahrzeichen von Manhattan geworden. Und in Dubai sind vor einigen Jahren sogar Pläne für eine komplette Stadt in Pyramidenform mit einer Grundfläche von 5,3 Quadratkilometern vorgestellt worden.

Unter dem Namen Zikkurat soll die Anlage rund einer Million Menschen Platz zum Leben und Arbeiten bieten. Noch hat der Bau zwar nicht begonnen, die Pläne allein zeigen aber: Unsere Faszination für die Pyramidenform ist uns auch in der Moderne nicht abhandengekommen.

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Rätselhafte Pyramiden
Eine geometrische Figur bewegt die Welt

Pyramiden-Promi Ägypten
Zu Besuch bei Cheops, Chephren und Mykerinos

Das Rätsel des Baus
Wie die Pyramiden von Gizeh errichtet wurden

Die Pyramiden Mittelamerikas
Von Schattenschlangen und Lehmhügeln

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