Als Francis Drake 1580 nach der Weltumseglung Bilanz macht, fällt diese überaus positiv aus. Güter im Wert von rund 600.000 Pfund hat er heimgebracht. Das freut das Londoner Konsortium, das die Reise finanziert hat, und einen satten Gewinn einstreicht. Auch Drake und seine Männer erhalten ihren Anteil am Gewinn, der große Rest geht vor allem an die britische Krone.
Das von den ursprünglich fünf Schiffen nur die Golden Hinde und die Elisabeth wohlbehalten heimgekehrt sind, fällt dabei nicht ins Gewicht. Auch den Tod des Großteils der Besatzung hakt man achselzuckend ab. Drake wird von nun an zuhause als strahlender Held angesehen.
Ritterschlag auf der Golden Hinde
Auch die Königin ist „amused“ und besucht ihn gut sechs Monate nach seiner Ankunft in Plymouth auf der Golden Hinde. Der erfolgreiche Seefahrer und Pirat wird aufgrund seiner Leistungen zum Wohle Englands dort sogleich zum Ritter geschlagen und darf sich von nun an „Sir“ nennen. Auch finanziell ist Drake ein gemachter Mann. Er wird Großgrundbesitzer, Bürgermeister seiner Heimatstadt Plymouth und zieht auch ins englische Parlament ein.
Erst 1585 geht es dann wieder auf Kaperfahrt. Dieses Mal ganz offiziell im Auftrag der britischen Krone, die eine Eskalation der Beziehungen zu Spanien nicht mehr scheut. Aus dem Abenteurer und Piraten ist ein Freibeuter von höchsten Gnaden geworden. Am 14. September startet eine Flotte von mehr als 30 Schiffen unter Drakes Kommando in die Karibik. Dort angekommen, überfallen und zerstören die Engländer in den nächsten Wochen zahlreiche spanische Siedlungen – darunter Santo Domingo und Cartagena – große Beute machen sie allerdings nicht. Dennoch ist Drake und der britischen Krone ein erneuter wichtiger Nadelstich gegen Philipp gelungen, der seit der Vereinigung 1580 zugleich König von Spanien und Portugal ist.
Mit einer Armada gegen England
Als auch noch die ehemalige schottische Königin Maria Stuart – wie Philipp Katholikin – wegen angeblichen Hochverrats in England hingerichtet wird, hat der Monarch endgültig genug von den Provokationen des protestantischen England. Er beschließt eine Armada auszurüsten, die das Land erobern und die Menschen zum rechten Glauben zurückführen soll. Doch die Briten bekommen schnell Wind von der Sache und reagieren mit einem Präventivschlag. Königin Elisabeth schickt Drake im April 1587 mit rund zwei Dutzend Kriegsschiffen ins spanische Cadiz, wo der spanische Angriff auf England vorbereitet wird.
Die Mission von Drakes Flotte gegen die völlig überraschten Spanier ist überaus erfolgreich. Große Teile der noch im Aufbau befindlichen Armada werden in kürzester Zeit vernichtet. Philipps Pläne sind erst einmal durchkreuzt. Doch damit nicht genug. Die Engländer patrouillieren in der Folge noch einige Zeit vor der spanischen Atlantikküste und fangen Dutzende von spanischen Schiffen mit wertvoller Fracht ab. So wird Drakes Attacke auch finanziell lukrativ.
„Ich habe den Bart des spanischen Königs versengt!“
Wieder in der Heimat angekommen, wird der Seefahrer nun auch als Kriegsheld gefeiert, er hat endgültig den Höhepunkt seines Ruhms erreicht. In seinen Erinnerungen bewertet er den Angriff auf Cadiz wie folgt: „Ich habe den Bart des spanischen Königs versengt!“ Papst Sixtus V., als oberster Katholik naturgemäß Anhänger von Philipps Plänen, konstatiert sogar ebenso beeindruckt wie besorgt: „Er hat die Flotte beraubt, und Santo Domingo eingenommen. Sein Ruf ist so groß, dass seine Landsleute zu ihm strömen, um an seiner Beute teilzuhaben […] Es tut uns leid, dies sagen zu müssen, aber wir haben keine hohe Meinung von dieser Spanischen Armada und befürchten ein Unglück!“
Dieter Lohmann
Stand: 02.09.2011