Ist unsere Persönlichkeit schon von Kindesbeinen an ausgeprägt? Und wie stabil oder veränderlich ist sie durch Einflüsse und Erfahrungen im Verlauf unseres Lebens?

Zwar sind einige Aspekte unseres Charakters angeboren, andere jedoch nicht. Während man bis vor kurzem dachte, dass der Charakter eines Menschen bis zum Alter von 30 Jahren fast komplett ausgebildet ist, zeigen jüngste Studienergebnisse das Gegenteil: Im Experiment wurden Lehrkräfte gebeten, den Charakter ihrer Schüler einzuschätzen. Fast 60 Jahre später machten wiederholten einige der Schüler den Test – dieses Mal allerding mittels Selbstauskünften. Das Ergebnis: Fast keine ihrer Eigenschaften waren gleich geblieben – die ehemaligen Schüler hatten sich in Bezug auf ihre Persönlichkeit oft fast zur Unkenntlichkeit verändert. Doch was hat aus den unsicheren, aber interessanten Teenagern im Alter selbstbewusste, aber langweilige Charaktere gemacht?
Aus unfreundlichen Chaoten werden ordnungsliebende Charmeure
Tatsächlich gibt es eine bestimmte, typische Charakterentwicklung, die viele Menschen an den Tag legen: Im jungen Erwachsenenalter verändern sich demnach vor allem diejenigen Individuen, die dem sogenannten unterkontrollierten Persönlichkeitstyp zugeordnet werden können. Diese zeichnen sich durch eine geringe Verträglichkeit und eine geringe Gewissenhaftigkeit aus. „Etwa 40 Prozent der jungen Erwachsenen in Deutschland haben eine unterkontrollierte Persönlichkeit“, sagt Jule Specht, Professorin für Psychologie an der FU Berlin. „Ab einem Alter von etwa 30 Jahren reifen aber viele dieser jungen Rebellen zu resilienten Persönlichkeiten heran.“

Solche resilienten Individuen seien leistungsfähig, hätten ein hohes Selbstwertgefühl und litten nur selten unter psychischen Problemen.