Wer jemals bei „steifer Brise“ über einen Sandstrand gelaufen ist, der konnte sicherlich die Kraft des Windes am eigenen Leibe erfahren. Millionen von Sandkörnern wirbeln durch die Luft, peitschen ins Gesicht und wirken wie ein natürliches Peeling. Denn treffen die Körnchen auf ein Hindernis, so wirken sie durch die Wucht ihres Aufpralls wie kleine Geschosse und polieren so im Laufe der Jahrhunderte ganze Felswände glatt.
Dieser so genannte Windschliff bearbeitet aber nicht nur die Oberfläche der Gesteine. Vielmehr vertieft und erweitert er im Zusammenspiel mit der Verwitterung auch bereits bestehende Hohlräume in Felswänden. In wechselnd widerständigen Gesteinsschichten entstehen auf diese Weise sogar bizarre Steinskulpturen wie die steinernen Torbögen im Westen der USA oder der Ayers Rock in Australien.
Sand auf Ausflug
Neben diesem äußerst effektiven Peeling wirkt der Wind aber auch wie ein gigantischer, umgepolter Staubsauger. So können ganze Landstriche regelrecht „entsandet“ werden, wenn der Wind nur konstant und über einen längeren Zeitraum aus immer derselben Richtung weht. Generell gilt natürlich: Je höher die Windgeschwindigkeiten, desto größer ist auch die Transportkraft und Schleifwirkung des Windes. In der Regel gehören Stäube und Sande bis zu einem Durchmesser von zwei Millimetern zur normalen Fracht der Lüfte, in seltenen Fällen wie bei einem Tornado werden allerdings auch Kiese und Gerölle mitgeschleppt.
Da Pflanzen wie ein natürliches Schutzschild für die Bodenpartikel wirken, verändert der Wind die Landschaft am leichtesten in den trockenen und vegetationsarmen Regionen der Erde. Doch auch in mitteleuropäischen Heidegebieten oder an der Küste versetzt der Wind ganze (Sand-)Berge. Prominentes Beispiel ist sicherlich die mit 117 Metern höchste Wanderdüne Europas in Pyla/Frankreich. Auf frisch gepflügten Ackerflächen wird der Wind durch Abtrag der obersten Bodenschicht sogar schnell zu einem wirtschaftlichen Problem.
Regenwald am Sahara-Tropf
Ein weiteres „windiges“ Phänomen sind die Sandstürme der Sahara im Norden Afrikas. Denn immer wieder überwinden die Sahara-Sande mit den Höhenwinden sogar die Alpen und schlagen sich als rötlich-gelbe Staubschicht auch in Deutschland nieder. Doch wer weiß schon, dass die Sande noch weitaus regelmäßiger den weiten Weg über den Atlantik bis nach Südamerika finden? Pro Jahr sorgen auf diese Weise mehrere Millionen Tonnen Sahara-Staub als regelrechte „Nährstoff-Dusche“ für neues Leben im Regenwald.
Denn nach ihrer langen Reise schlagen sich die Partikel auf den Baumriesen und den Böden nieder und sorgen damit für Nachschub an lebenswichtigen Nährstoffen wie Kalium, Kalzium oder Phosphor. Überraschenderweise sind die Böden des Regenwaldes durch die extrem tiefgründige Verwitterung und trotz des reichen Pflanzenwachstums äußerst nährstoffarm. So könnte ohne den ständigen Mineraliennachschub aus der fernen afrikanischen Wüste der südamerikanische Regenwald in seiner heutigen Form wohl nicht existieren.
Stand: 04.03.2005