Neun Unterarten von Panthera tigris gibt es, besser: gab es. Der Bali-Tiger wurde in den 1940ern ausgerottet – die Folge von Jagd und Habitatzerstörung. Dann verschwand der Java-Tiger – zuletzt gesehen in den 1970er Jahren. Kurz zuvor verabschiedete sich der Kaspische Tiger, ursprünglich von Anatolien bis in die Mongolei verbreitet.
Der Südchinesische Tiger steht heute auf der Kippe. Mao Tse Tung ließ die Tiere als „Schädlinge“ systematisch töten. Seit den 1990er Jahren wurde er in freier Wildbahn nicht mehr nachgewiesen. „Der WWF geht davon aus, dass es nur noch ein paar vereinzelte Individuen gibt“, sagt Roland Gramling vom WWF. „Von allen Unterarten hat dies daher die schlechtesten oder kaum noch Chancen zu überleben.“
Das Verbreitungsgebiet der größten aller Raubkatzen war einst gigantisch: Es reichte von Anatolien bis zur russischen Pazifikküste, vom Kaukasus bis Bali, vom Iran über Zentralasien bis nach Singapur und Java. In Südwestasien, Zentralasien, Bali und Java ist der Tiger inzwischen ausgerottet. Mehr als zehn einstige Tigerstaaten sind heute tigerfreie Zone, darunter Iran, die Türkei, Pakistan, Afghanistan, die zentralasiatischen GUS-Republiken, vermutlich auch Nordkorea.
93 Prozent seines Verbreitungsgebietes hat der Tiger eingebüßt. Trotzdem reicht sein Vorkommen noch vom eisigen Himalaya bis in tropische Mangrovensümpfe Bengalens und umfasst Russlands Fernen Osten, Teile Chinas, Südostasien und den Indischen Subkontinent. Bis in 4.500 Meter Höhe wurden Tiger nachgewiesen.
In 13 Ländern streifen Tiger noch frei herum. Und doch ist ihr Verbreitungsgebiet nur noch ein Flickenteppich: hier ein Reservat, da eine Inselpopulation. Vor allem in Südostasien sind die Bestände zuletzt dramatisch eingebrochen. Wissenschaftler haben in Indochina ein Fähnchen nach dem anderen von der Tiger-Weltkarte abräumen müssen. Oder es sind noch so wenige, dass es für eine gesunde, fortpflanzungsfähige Population nicht mehr reicht. Vor allem außerhalb der Schutzgebiete verschwindet der Tiger von der Bildfläche.
Kai Althoetmar
Stand: 17.05.2013