Oft verhindert das nationale Bodenrecht einen nachhaltigen Ressourcenschutz. So werden in Mexiko beispielsweise ganze Tropenwaldstücke gerodet, aus Furcht, daß die Nachbarn das ungenutzte Land in Besitz nehmen könnten. „Ungenutztes Land“ darf nämlich von jeder beliebigen Person besetzt werden – und Flächen, die nur schonend, d.h. umweltfreundlich bewirtschaftet werden, könnten als nicht genutzt angesehen werden.
Auch durch Verstaatlichung von Wald und Buschland wird der auf die Baumnutzung angewiesenen Bevölkerung jede Rechtssicherheit genommen, ob sie das Land auch langfristig wird nutzen können. Vielleicht werden die Menschen bereits morgen vertrieben. Für sie lohnt es sich also nicht, schonend mit den Baumbeständen umzugehen oder gar gegen Erosion und Verwüstung vorzugehen.
Früher herrschte in vielen Ländern eine sehr strenge Aufsicht über das Land. Wer einzelne Bäume abholzte oder sogar ganze Flächen rodete, wurde im Interesse der Allgemeinheit streng bestraft. Im Sudan wurden die traditionellen Landaufseher zu Anfang dieses Jahrhunderts jedoch von der britischen Kolonialregierung entmachtet, mit der Folge, daß sich seitdem niemand mehr darum kümmert, wenn öffentliches Eigentum an der Natur zerstört wird.
In Regionen mit anfälligen Böden, die gerade noch für die Subsistenz ausreichen, kann die Einführung der Geldwirtschaft zur Übernutzung des Landes und zur Verwüstung führen. In Sambia kann Bargeld von vielen Bauern heute nur noch durch Anbau von hybridem Mais verdient werden. Statt der Anpflanzung von lokalen Maissorten, die durchaus auch zwischen Bäumen und Büschen wachsen können, benötigt die Hybridsaat optimale Voraussetzungen.
Das bedeutet Kahlschlag auf weiten Flächen. Die Folgen sind Wasser- und Winderosion und Verwüstung in einem Land, das eigentlich weitab von jeglicher „richtiger“ Wüste liegt. Die sambischen Bauern müssen ca. zwei Drittel vom erzielten Verkaufspreis zum Ankauf von teurem Hybridsaatgut und Düngemitteln aufwenden. Aufgrund der hohen Kosten versuchen sie ihre Produktion zu steigern. Statt der traditionellen Rodung von kleinen Lichtungen im Busch holzen sie nun ganze Landstriche ab, denn nur das letzte Drittel seines Ertrages kommt einem Bauern und seiner Familie zugute.
Die Auslandsverschuldung hat eine ähnliche Wirkung, indem sie den Staat zu einer kurzfristigen Politik zwingt, die auf Ressourcenschutz keine Rücksicht nimmt. Die Schuldnerländer können Zinsen und Tilgungsleistungen nur zahlen, wenn sie die Exporte steigern. Da viele Länder wie Mali, die Elfenbeinküste oder Kenia aber kaum über mineralische Rohstoffe verfügen und diese Länder auch keine Fertig- oder Halbfertigwaren anbieten können, versuchen sie, ihre Schulden durch die vermehrte Ausfuhr von landwirtschaftlichen Erzeugnissen und/oder Tropenholz zu begleichen.
In Pakistan, in Peru und in fast allen afrikanischen Sahelländern sind die Wälder inzwischen so stark abgeholzt, daß es längst kein Holz mehr gibt, das exportiert werden könnte. Also versuchen diese Staaten mit der Ausfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse, Devisen zur Schuldentilgung zu erwirtschaften. Da die vorhandenen Felder jedoch bereits für die Nahrungsmittelproduktion der eigenen Bevölkerung kaum ausreichen, geht dies nur, indem neue Anbauflächen erschlossen werden – oder indem die Nahrungsmittelproduktion für die Menschen im eigenen Land zugunsten der Erzeugung von „cash crops“ zurückgestellt wird.
Häufig werden so die besten Böden eines Landes dem Anbau von Nahrungsmitteln entzogen und für „cash crops“ verwendet. Die Bevölkerung wird gegebenenfalls auf schlechtere Standorte abgedrängt. Dabei wird in Kauf genommen, daß die dort ohnehin armen Böden über die Grenzen ihrer Belastbarkeit hinaus ausgebeutet werden.
Stand: 22.02.2002