Ob grüner Tee, weißer, gelber, roter, Pu-Erh oder schwarzer Tee: All diese Varianten gehen auf nur eine Pflanze zurück: Camellia sinensis – den Teestrauch. Der Legende nach verdankt er seine Entstehung dem buddhistischen Mönch Bodhidharma. Als dieser in einer Höhle meditierte, schlief er ein und war darüber so erbost, dass er seine Augenlider zur Erde schleuderte. Aus ihnen wuchs die ersten Teepflanze. Sie lieferte den Mönchen fortan ein Getränk, das ihren Geist stimulierte und ihre Nerven beruhigte.
Tee statt Alkohol
Doch wie begann die Geschichte des Teegenusses wirklich? Die geschichtliche Überlieferung legt nahe, dass die Wurzeln des Teetrinkens in China liegen. Dort wurde schon um 221 vor Christus eine Teesteuer erhoben und ein Hofhistoriker berichtet, dass der letzte Kaiser der Wu-Dynastie, Sun Hao, so viel Alkohol trank, dass seine Höflinge ihm ab und zu stattdessen Tee unterschoben.
Die Aufzeichnungen deuten allerdings darauf hin, dass der Tee damals fast immer mit würzenden Zusätzen serviert wurde – mit Ingwer, Orange, Zwiebel oder Salz. Ein altes Schriftzeichen für Tee enthielt zudem ein Zeichen, das „bitteres Kraut“ bedeutete. Offenbar war der Teesud damals noch nicht sonderlich wohlschmeckend, möglicherweise weil die Teepflanzen noch nicht weit veredelt waren oder aber die Verarbeitung der Teeblätter nicht sehr ausgereift.
Tee galt deshalb vor allem als Medizin und wurde wegen seiner wachmachenden und stimulierenden Wirkung geschätzt – vor allem von buddhistischen Mönchen bei der Meditation. Im achten Jahrhundert brachten Mönche die Sitte des Teetrinkens erstmals auch nach Japan. Doch auch dort war das bittere Getränk zunächst eher Medizin als Genuss.
Von Teezeremonien zum Tee-Pferde-Weg
Das jedoch änderte sich ab dem neunten Jahrhundert. Während der Tang- und Song-Dynastien war das Teetrinken unter den chinesischen Eliten und weiterhin bei den buddhistischen Mönchen weit verbreitet. Man pflegte Teezeremonien und es galt als Zeichen hoher Bildung, kundig über Teevarianten, Zubereitungsarten und Geschmacksnuancen des Tees parlieren zu können. Tee wurde in Gedichten als Getränk der Langlebigkeit, Freundschaft und Transzendenz gepriesen und das erste komplett dem Tee gewidmete Buch erschien.
Zu dieser Zeit war auch der Handel mit Tee schon etabliert. Zu Ziegeln gepresst, wurde Tee nach Indien und Tibet gebracht und dort gegen Pferde für die Reiterarmee der chinesischen Herrscher eingetauscht. Die über hohe, steile Bergpässe führende Route galt deshalb auch als der Tee-Pferd-Weg.
Über Java nach Europa
Wie aber kam der Tee nach Europa? Den Anfang machten die Schiffe der Niederländischen Ostindien-Kompanie, die im frühen 17. Jahrhundert die ersten Kisten mit Teeblättern aus China und Japan von Java aus in die Heimat brachten. Der damals rund neun Monate dauernde Transport im feuchten Schiffsbauch war der Qualität dieser ersten Teeimporte allerdings wenig zuträglich. Der Tee schmeckte muffig und hatte vermutlich einiges an Aroma verloren.
Dennoch wuchs die Nachfrage nach diesem als besonders nierenfreundlich und gesund gepriesenen Getränk. Als im Jahr 1669 die Britische Ostindien-Kompanie das Handelsmonopol mit China übernahm, gelangte der Tee auch nach England. Dort erfreute sich der exotische Sud bald großer Beliebtheit am Hof und beim englischen Adel, wenig später auch beim gehobenen Bürgertum. 1717 eröffnete dann in London das erste Teegeschäft: Twinnings.
Die Ostfriesen waren die ersten
In Deutschland waren die Ostfriesen die ersten, die den Tee zu schätzen lernten. Durch Importe aus den Niederlanden gefördert, etablierte sich Mitte des 17. Jahrhunderts in Ostfriesland eine erste eigenständige Teekultur. Erst rund 100 Jahre später brachten auch die Briten ihre Teekultur nach Deutschland. Weil das Haus Hannover damals auch den englischen König stellte, wurde 1743 in dieser Stadt der erste Teeladen Deutschlands eröffnet.
Die Briten waren es auch, die den großangelegten Teeanbau in Indien initiierten. Der Überlieferung nach soll ein schottischer Botaniker, Robert Fortune, in den 1840er Jahren Teepflanzen aus Südchina nach Indien geschmuggelt haben und dort mit Hilfe chinesischer Teebauern die ersten großen Assam-Plantagen angelegt haben. Erst dadurch breitete sich auch der typisch indische, mit Milch und Gewürzen aufgekochte Chai-Tee auf dem Subkontinent aus.