Aber nicht nur im Bereich Klima wird der menschliche Einfluss auf das Ausmaß und die Häufigleit von Hochwassern und Überschwemmungen deutlich. Gerne und häufig hat man in der Vergangenheit in die Natur der Flüsse und Ströme eingriffen, alles in der Hoffnung, den Hochwasserschutz für die Bevölkerung zu verbessern, neue Arbeitsplätze zu schaffen oder das Leben angenehmer zu gestalten.
Gewässerbegradigungen und noch mehr…
Um die Flüsse besser schiffbar zu machen veränderte der Mensch vielerorts den natürlichen Verlauf der Gewässer. Begradigungen und Veränderungen der Gewässertiefe wurden und werden fast überall auf der Welt eingesetzt, um den Schiffsverkehr und den Handel auf den Flüssen anzukurbeln. Auch die zahllosen Hochwasserschutzmaßnahmen wie Deiche, Dämme oder Talsperren haben dazu geführt aus einem urwüchsigen Fluss mehr oder weniger einen Kanal zu machen, der nur noch die Aufgabe erfüllt, das Wasser abzuführen. Viele natürliche Überschwemmungsgebiete und Rückhaltebecken wie Auengebiete, die bei Hochwasserkatastrophen volllaufen und so die Pegelstände in anderen Teilen des Flusses niedriger hielten, sind dabei verloren gegangen.
Heutzutage rasen die Hochwasserwellen in den veränderten Flußläufen viel schneller Richtung Mündung als früher. Ganze 25 Stunden benötigt eine Welle mittlerweile nur noch um von Basel aus nach Karlsruhe zu gelangen. Fast 40 Stunden weniger als noch Mitte des 20. Jahrhunderts. Durch dieses enorme Abflusstempo passiert es immer wieder, dass sich die Hochwasserspitzen des Hauptstromes und seiner Zuliefererflüsse zu einer einzigen gewaltigen Flutwelle verbinden. Rekordpegelstände und Überschwemmungen der Städte am Unterlauf sind dann die Folge. Die Bewohner der Kölner Altstadt können fast jedes Jahr aufs Neue ein Lied davon singen.
Flächenversiegelung
Noch ein anderer menschengemachter Faktor trägt dazu bei, dass das Schreckgespenst Hochwasser immer häufiger an den Flüssen lauert – die ständig wachsende Flächenversiegelung. Immer mehr Wälder, Wiesen und Äcker fallen dem Straßen- oder Städtebau zum Opfer. Allein auf dem Gebiet der alten Bundesländer hat sich innerhalb der letzten 50 Jahre der Anteil der Siedlungsflächen von sechs auf dreizehn Prozent erhöht. Tendenz steigend. Bei starken Regenfällen fehlen diese natürlichen Wasserspeicher und die Niederschläge gelangen ohne größere Verzögerungen in die Flussläufe.
Verstärkt wird das Ganze noch durch die moderne Landwirtschaft. Immer größere Betriebe verlangen immer schwerere Landmaschinen. Durch das häufige Befahren der landwirtschaftlichen Nutzflächen, seien es Äcker oder Wiesen oder Weiden, wird der Boden stark verdichtet. Selbst heute noch nicht versiegelte Böden können deshalb vielfach deutlich weniger Wasser aufnehmen und speichern als noch vor einigen Jahrzehnten. Die Folge: Die Pegel steigen, Hochwasser droht.
Stand: 19.11.2000