Adler, wegen ihrer Eleganz und ihres Kampfesmuts ein beliebtes Wappentier über alle Kulturkreise hinweg, gehören zu den größten Greifvögeln der Erde und damit zu den größten flugfähigen Vögeln überhaupt. Zweieinhalb Meter Flügelspannweite sind bei großen Exemplaren durchaus normal, bei Riesenseeadlern oder Kampfadlern beispielsweise. Allen Raubvögeln gemeinsam, nicht nur den Adlern, ist der kräftige, gebogene Schnabel, wobei die obere Hälfte stets die untere überragt und scharfe Schneidekanten besitzt. Denn der Schnabel ist das wichtigste Instrument der Vögel, um ihre Beute regelrecht zu zerlegen.
Lediglich Falken töten ihre Beute mit einem Biss in die Halswirbelsäule oder in den Kopf. Alle anderen Raubvögel, die nicht ausschließlich von Aas leben, wie beispielsweise Geier, schlagen ihre Beute mit den Krallen, daher auch der Name Greifvogel. Beim Griff mit den vier spitzen Klauen perforieren die Vögel das Opfer an Kopf oder Rücken und verletzen so lebenswichtige Organe, was schnell zum Tod der Beute führt. Großen Greifvögeln ist es so möglich, nicht nur Hasen, Rehkitze oder junge Antilopen zu fangen, sondern auch Wölfe, Wildschweine, Hirsche oder Robben.
Beim Blick auf die Systematik der Greifvögel wird jedoch schnell klar – Adler ist nicht gleich Adler. Vor allem im Deutschen herrscht regelrechte Sprachverwirrung, denn, so scheint es, jedem einigermaßen ansehnlichen Greif wurde mit dem Attribut „Adler“ eine besondere Auszeichnung erteilt. Doch die genetischen Unterschiede zwischen einzelnen Adlerarten sind manchmal so groß, dass beispielsweise Fischadler und Steinadler systematisch so weit voneinander entfernt sind wie Tiger und Hyänen. Steinadler und Bussarde jedoch sind sich so nah wie Tiger und Puma.
Aquila, die „echten“
Die Gattung der „echten Adler“ Aquila besteht aus zwölf Arten. Dazu gehören beispielsweise die in gemäßigten Breiten beheimateten Stein-, Schrei- und Schelladler, der Kaiseradler Süd- und Südosteuropas, der Steppenadler, der von Ungarn bis in die Mongolei zu finden ist, die in Afrika heimischen Raub- und Kaffernadler oder der in Australien lebende Keilschwanzadler. Diese „echten Adler“ gehören zur Familie der Habichtartigen, und innerhalb dieser zur Unterfamilie der Bussardartigen.
Habichtartige – die Adlerfamilie
Eine eigene Unterfamilie innerhalb der Familie der Habichtartigen sind beispielsweise die Schlangenadler mit 14 einzelnen Arten. Mit ihnen
sind die „echten Adler“ nicht stärker verwandt als beispielsweise mit Habichten, Milanen oder Geiern. Eigene Gattungen wiederum bilden neben den „echten Adlern“ auch die weltweit verbreiteten Seeadler mit acht einzelnen Arten, die in Afrika heimischen Kronen- und Kampfadler oder die Würg-, Schopf-, Affen-, Habichts- und Haubenadler.Die auch in Deutschland heimischen Fischadler dagegen stehen in der Systematik übergeordnet als eigene Greifvogel-Familie gleichberechtigt neben den Habichtartigen, den Falkenartigen und den Sekretären.
Um die Verwirrung perfekt zu machen, gibt es beispielsweise auch den Adlerbussard, der mit Adlern überhaupt nichts zu tun hat, sondern zur Gattung der Bussarde gehört, und wegen seiner Größe so benannt wurde. Und die in Südamerika lebende Harpyie trägt den Beinamen „Waldadler“, weil sie in den Gipfeln des tropischen Regenwalds im Amazonasgebiet zu Hause ist.
Stand: 15.12.2006