Das Great Barrier Reef ist nicht nur durch mehr oder weniger natürliche Veränderungen, wie Meereserwärmungen gefährdet, sondern auch durch konkrete Eingriffe des Menschen in das sensible Ökosystem.
Der Tourismus – Haupterwerbszweig im Great Barrier Reef – ist gleichzeitig auch eine der Hauptgefahren für das ökologische Gleichgewicht des großartigen Riffsystems. Die meisten Touristen zerstören das Riff indirekt oder aus Unwissenheit, beispielweise durch Abgase und Abfälle der Motorboote, mit denen die besten Tauchplätze angefahren werden. Auch achtlos ausgeworfene Schiffsanker oder ein unvorsichtiger Flossenschlag von Tauchern können das Great Barrier Reef beschädigen. Schwerwiegender werden die Folgen, wenn es Tauchern und Korallenfans nicht genügt das Unterwasserparadies nur im Urlaub zu bewundern, sondern sie sich verbotene Souvenirs in Form von Korallen oder Fischen mit nach Hause nehmen.
Die Touristen strömen aus aller Welt zum Great Barrier Reef – 700.000 Urlauber wollen im Jahr das so genannte achte Weltwunder einmal mit eigenen Augen sehen – Tendenz steigend. Große Flächen, darunter zwei Dutzend Inseln, wurden mittlerweile zugunsten der boomenden Tourismusindustrie erschlossen. Inzwischen wird zwar versucht eine weitere Ausuferung großer Ferienanlagen zu verhindern, doch was passiert wenn der Strom der Rifftouristen nicht abreißt oder sogar noch weiter zunimmt?
Die australische Landwirtschaft ist zum Beispiel auch nicht unschuldig, darunter vor allem Zuckerrohranbau-Plantagen und Rinderfarmen in Queensland. Jedes Jahr werden während der Monsunzeit große Mengen an Phosphatdünger und Pflanzenschutzmittel über die Flüsse in das Great Barrier Reef gespült. So werden die Korallenstöcke langsam aber sicher vergiftet, und letztendlich sterben sie ab.
Weitere Gefahren sind der chemisch belastete Abraum der Gold- und Kupferminen in Papua-Neuguinea und die geplante Förderung der im Great Barrier Reef vermuteten Ölvorkommen.
Um das Great Barrier Reef besser vor äußeren Einflüssen zu schützen, verfasste die australische Regierung schon 1975 ein Gesetz zum Schutz des Great Barrier Reef. 1981 wurde das einmalige Riffsystem und die angrenzenden Küstenbereiche dann in die World Heritage List der UNESCO aufgenommen. 1983 erklärte die Regierung schließlich den größten Teil des Great Barrier Reef zum Nationalpark (Marine Park).
Wenn aber trotz der Schutzmaßnahmen Teile des Riffsystems zerstört werden, bleibt eigentlich nur noch eine Möglichkeit – die Wiederherstellung der Korallenriffe. Früher wurden häufig fragwürdige Riffersätze, wie Betonröhren, Autoreifen oder sogar Auto-, Straßenbahn-, Flugzeug- oder Schiffwracks verwendet. Diese Kombination aus Riffsanierung und Müllentsorgung war anscheinend vor allem in Japan beliebt – 80 Prozent der Unterwasserlandschaft sind dort so „möbliert“. Der Nachteil dabei ist, dass sich in diesen künstlichen Gebilden nicht alle rifftypischen Arten niederlassen – von der Verschandelung der Unterwasserwelt einmal abgesehen. Inzwischen ist man auch von dieser Methode abgekommen, denn Forscher haben festgestellt, dass sich für die Riffsanierung wesentlich besser Konstruktionen aus Kalksteinen eignen. Sie sind dem natürlichen Riffmaterial besonders ähnlich.
Bei einer anderen Methode wächst das künstliche Riff durch Strom an Drahtgeflechten, die sich optimal den Unebenheiten des Meeresbodens anpassen. Durch die an zwei Elektroden angelegte Gleichspannung werden an dem Gitternetz im Wasser gelöste Kalzium- und Magnesium-Ionen abgelagert und Mineralien gebildet. Auf der mineralischen Kruste lassen sich sehr schnell Meeresorganismen nieder, die im Laufe der Zeit über das künstliche Gerippe ein natürliches Kalkskelett bauen. Diese Art Riffersatz wird schneller und von einer größeren Vielzahl an Lebewesen besiedelt als andere künstliche Riffe.
Stand: 26.10.2001