Wie unterscheiden wir zwischen Hintergrund und Formen? Unter natürlichen Bedingungen ergibt sich diese Schlussfolgerung meist automatisch aufgrund unserer Erfahrung: Eine Wolkendecke wird nicht als Hintergrund für kleine blaue Himmelsfetzen wahrgenommen. Bei abstrakteren Darstellungen stößt unsere Interpretationsfähigkeit schon mal auf Grenzen. Es sind bestimmte Gesetzmäßigkeiten, nach denen unser Wahrnehmungssystem versucht, sich ein Bild zu machen.
Vorliebe für Symmetrie
Besonders gerne nimmt unser Gehirn einheitliche, einfache und geschlossene Formen wahr. Symmetrie stillt dieses Verlangen nach Ordnung und prägnanten Figuren. Flächen mit symmetrischen Begrenzungen werden demnach lieber als Formen gedeutet als sie umgebende unsymmetrische Flächen. Sind die symmetrischen Flächen zu groß, liegen ihre Begrenzungslinien also zu weit auseinander, treten sie jedoch in den Hintergrund gegenüber den kleineren Formen. Hier dominiert nun das „Gesetz der Nähe“. Auch abgeschlossene Formen überstimmen die Symmetrie. Nach außen gewölbte – konvexe – unsymmetrische Flächen werden vor symmetrischen wahrgenommen.
Mit diesen Abwägungen gelingt es uns im allgemeinen, Hinter- und Vordergrund einer Abbildung zu erkennen. Bei so genannten „Figur-Hintergrund-Bildern“ treten die Gruppierungsgesetze in Konkurrenz zueinander, eine eindeutige Formerkennung wird so erschwert.
Hell ist nicht gleich hell
Wie hell oder dunkel wir eine Fläche empfinden, ist stark von ihrer Umgebung abhängig. Vor einem dunklen Hintergrund wirkt ein weißes Objekt wesentlich heller als vor einem hellen Hintergrund. Es liegt an unseren Sehzellen, die so beschaffen sind, dass sie Helligkeitsunterschiede benachbarter Flächen verstärken. Hierdurch können wir Flächen besser voneinander trennen und schärfer sehen. An der Grenzfläche zwischen Schwarz und Weiß wird tatsächlich Schwarz als schwärzer und Weiß als weißer wahrgenommen. Die Mach-Streifen demonstrieren diesen Effekt sehr eindrucksvoll.