Was kam nach Dolly? Erst einmal lange Zeit nichts. Noch im Frühjahr 1998, ein Jahr nach der Geburt des ersten Klonschafs aus einer adulten Zelle, war es niemandem gelungen die Methode von Wilmot und Campbell zu reproduzieren. Erste Zweifel an Dolly kamen auf: War sie vielleicht doch kein echtes Adultklon? Als dann auch noch bekannt wurde, dass das Spenderschaf zum Zeitpunkt der Zellentnahme schwanger war, lief die Gerüchteküche heiß: Waren vielleicht doch streunende embryonale Zellen aus dem Blut des Spenderschafs für Dolly verantwortlich? Hatten die Forscher des schottischen Roslin Instituts unsauber gearbeitet?
Auf einer Tagung im Februar 1998 trat Ian Wilmot, Dollys „Schöpfer“, diesen Vorwürfen energisch entgegen: „Erst wenn das Experiment in einem weiteren Jahr nicht wiederholt worden ist, wären Zweifel angebracht“. Keine drei Monate später waren Wilmot und sein Team rehabilitiert: Wissenschaftler der amerikanischen Firma Advanced Cell Technology klonten das erste Kalb nach der Dolly-Methode. Von da an meldeten bald Forschungslabors überall auf der Welt weitere Erfolge beim Klonen von adulten Säugetierzellen – der Damm schien gebrochen. Aus Honolulu kam im Juli 1998 die Nachricht, Forschern der Universität von Hawaii sei mit einer verbesserten Klontechnik erstmals das Klonen von erwachsenen Mäusen gelungen.
Mäusezellen zu schnell für Dolly-Technik
Obwohl normalerweise Mäuse für die meisten Experimente als ideale und einfache Modellorganismen gelten, ist dies ausgerechnet beim Klonen nicht so. Das Problem: Im Gegensatz zu Schaf- oder Kuh-Eizellen legen die Mäuse-Eizellen keine Pause nach der Befruchtung ein, sondern beginnen sofort sich zu teilen. Wird einer solchen Eizelle eine fremde Zelle nach der Dolly-Methode eingepflanzt, bleibt nicht genügend Zeit für den Zellkern, sich von seiner Hungerkur wieder auf normale Bedingungen einzustellen. Der neugeschaffene Klon stirbt deshalb schon vor oder kurz nach der ersten Teilung.
Es scheint wie ein Teufelskreis: Ohne Hungerkur keine Synchronisation der Zellzyklen und damit kein Klon. Mit Hungerkur ein „verschlafener“ Kern und auch kein Klon. Teruhiko Wakayama und Ryuzo Yanagimachi lösten dieses Dilemma auf eine verblüffend einfache Weise: Sie benutzten Zellen als Spender, die von Natur aus immer oder vorwiegend in der begehrten „GO-Phase“ verharren und umgingen damit das Problem der Hungerkur. Als aussichtsreichste Spenderkandidaten entpuppten sich dabei Zellen aus dem Eierstock der Weibchen, die sogenannten Cumuluszellen.