Tritt irgendwo auf der Welt ein Erdbeben auf, lautet die erste Frage meist: Wie stark war es? Je nachdem, von welcher Skala ausgegangen wird, kann die Antwort auf diese Frage allerdings sehr unterschiedlich ausfallen. Die gängigste und einfachste Methode der Stärkenbestimmung läßt sich direkt aus dem Seismogramm eines Bebens ermitteln.
Die Richterskala
Die Magnitude nach Richter (ML) wurde 1935 vom Seismologen Charles Richter am California Institute of Technology (Caltech) entwickelt, der vorschlug, aus der Amplitude der registrierten Wellen ein relatives Maß für die Bebenstärke abzuleiten. Um die große Bandbreite der auftretenden Amplituden auszugleichen, wurde als Einheit der dekadische Logarithmus der maximalen Amplitude, gemessen in tausendstel Millimetern, gewählt.
Da die Amplituden der Wellen mit der Entfernung vom Bebenherd kleiner werden und vom Typ des Seismographen abhängig sind, setzte Richter einen Standard fest: Wenn ein Seismograph des Typs Wood-Anderson in einer Entfernung von 100 Kilometern vom Bebenort eine Welle mit einer Amplitude von einem Zentimeter aufzeichnet, entspricht dies einer Bebenstärke von ML = 4.
Obwohl die Richter Magnitude nach wie vor in der Öffentlichkeit und in den Medien sehr verbreitet ist, wird diese Skala in der seismologischen Forschung kaum noch verwendet, da sie nicht nach Wellentypen unterscheidet und auch der dafür benötigte Wood-Anderson Seismograph nur begrenzte Aufzeichnungskapazitäten hat.