Bereits kurz nach ihrer Entdeckung wurden die Röntgenstrahlen in der Medizin eingesetzt. Das Bild von Frau Röntgens Hand hatte von Anfang an vor allem Ärzte begeistert – sie schienen damit ihrem alten Traum vom gläsernen Menschen einen bedeutenden Schritt näher gekommen zu sein. Tatsächlich wurde es durch das Röntgen erstmals möglich, Organe und Knochen zu untersuchen, ohne den Körper aufschneiden zu müssen.

Im Laufe der Zeit wurde die Röntgentechnik immer weiterentwickelt. Methoden wie die Computertomografie (CT) erweiterten das Spektrum der Einsatzmöglichkeiten und verbesserten die Auflösung der Bilder. Sogar Röntgenbilder in 3D und in Farbe sind heute möglich. Dabei bilden die Aufnahmen längst nicht mehr nur Knochenbrüche ab. Selbst feine Haarrisse oder Krebstumore lassen sich inzwischen erkennen.
Blick ins Material
Allein in Deutschland werden nach Berechnungen des Bundesamts für Strahlenschutz jedes Jahr rund 140 Millionen Röntgenuntersuchungen in Arztpraxen und Krankenhäusern durchgeführt. Doch Röntgenstrahlen kommen auch in ganz anderen Bereichen als der Medizin zum Einsatz. In der Industrie spielen die elektromagnetischen Wellen zum Beispiel eine wichtige Rolle, um Produkte und Materialien auf Herz und Nieren zu prüfen – vom Hightech-Kunststoff bis hin zur Metalllegierung.
Auf dreidimensionalen Röntgenbildern lassen sich unter anderem unerwünschte Lufteinschlüsse erkennen oder die Ausrichtung von Materialfasern. „Mit dem Röntgen-CT können wir etwa die Ausrichtung von Glasfasern in Verbundwerkstoffen veranschaulichen, was wiederum Rückschlüsse auf Eigenschaften wie die Stabilität zulässt“, erklärt Heinrich Leicht vom Kunststoff- Zentrum in Würzburg.