24,5 Kilometer lang ist er, der größte Straßentunnel der Welt. Die Norweger haben ihn mithilfe von gewaltigen Mengen an Sprengstoff auf der Strecke Oslo – Bergen durch den Fels getrieben. Sie können so auf der neuen Europastraße 16 auch im Winter ohne Angst vor Frost, Schnee und Wind zügig vorankommen. Gerade mal fünf Jahre Bauzeit waren nötig vom Spatenstich bis zur Eröffnung der mautfreien s ogenannten Laerdal-Röhre durch den norwegischen König Harald am 27. November 2000.
Rennsteintunnel
Szenenwechsel. In der Nähe von Oberhof in Thüringen am 05.07.2003. Der Kanzler ist wieder einmal im Osten Deutschlands unterwegs. Dieses Mal jedoch nicht um die Folgen einer Flut oder der Dürre zu begutachten, sondern um Deutschlands imposanteste Straßenröhre, den rund acht Kilometer langen Rennsteintunnel zu eröffnen.
Das rund 250 Millionen Euro teure Bauwerk unterquert den Kamm des Thüringer Waldes in Richtung Zella-Mehlis/Suhl und gehört zur Autobahn A71 zwischen Erfurt und Schweinfurt. Insgesamt sorgen auf dieser Strecke allein in Thüringen sechs Tunnel und 22 Brücken für „freie Fahrt für freie Bürger“ und machen die Trasse zu einem der teuersten Verkehrsprojekte unter dem Stichwort „Deutsche Einheit“.
„Der Tunnel ist nicht nur der längste in Deutschland, sondern auch einer der sichersten in der Welt,“ sagte Schröder im Rahmen der Veranstaltung feierlich. Und dieses Mal hat er vermutlich Recht. Die beiden Röhren mit jeweils zwei Fahrbahnen sind durch Querstollen miteinander vernetzt und bieten reichlich Fluchtmöglichkeiten im Katastrophenfall. Eine elektronische Überwachungsanlage sorgt zudem dafür, dass sich die Gänsehaut beim Einfahren in das unterirdische Gewölbe in Grenzen halten kann.
ICE-Tunnel
Nicht nur im Straßenverkehr erlebt der Tunnelbau in den letzten Jahren und Jahrzehnten einen neuen Boom, auch Eisenbahnröhren werden immer häufiger in die „Unterwelt“ getrieben. Zum El Dorado der Megamaulwürfe hat sich dabei in Deutschland unter anderem der Neubau der ICE-Hochgeschwindigkeitstrassen entwickelt. Deutschlands vielleicht größte Tunnelbaustelle befindet sich zurzeit im Altmühltal, wo die neue ICE-Verbindung zwischen Nürnberg und München entsteht.
Insgesamt sollen in Deutschland bis zum Jahr 2010 weitere rund 300 Kilometer an unterirdischen Röhren für Straße und Schiene gebaut werden. Hinzu kommen noch einmal 60 Kilometer an geplanten U- und S-Bahn-Tunneln. Die deutsche Bahn plant sogar ganze Bahnhöfe wie in Frankfurt oder Stuttgart unter die Erde zu verlegen.
Megaprojekt Gotthardt-Basistunnel
Verglichen mit dem Megaprojekt Gotthardt-Basistunnel, der seit einiger Zeit in der Schweiz durch die Felsmassive der Alpen getrieben wird, mutieren alle diese Vorhaben jedoch zu mehr oder minder „kleinen Fischen“. Sagenhafte 57 Kilometer lang wird der größte Eisenbahntunnel der Welt sein, wenn er für den Güter- und Reiseverkehr spätestens im Jahr 2014 freigegeben wird.
Noch einen Schritt weiter wollen sogar die Chinesen gehen. Sie planen einen Megatunnel mit einer Länge von fast 150 Kilometern, der die Republik Taiwan mit dem chinesischen Festland verbinden soll. Ob die dafür benötigten 150 Milliarden Euro für das Reich der Mitte finanzierbar sind, steht jedoch noch in den Sternen.
Doch im Tunnelbau ist seit neuestem nicht nur „Mega“ sondern auch „Micro“ in. Wenn es darum geht, defekte Kanalisationsrohre zu erneuern, ist das so genannte Microtunneling längst das Maß aller Dinge. Ohne Bagger, Presslufthammer und Verkehrschaos werden dabei unterirdische Abwasserkanäle mithilfe von kleinen ferngesteuerten Tunnelbohrmaschinen (TBM) verlegt…
Stand: 20.10.2003