Frühkindliche Reflexe, auch primitive Reflexe genannt, treten nur in den ersten Lebensmonaten auf. Mediziner erkennen daran den Entwicklungsstand eines Säuglings oder Kleinkindes. Diese Reflexe verlieren sich meist im ersten Lebensjahr, sobald sie keinen unmittelbaren Nutzen mehr haben oder der weiteren Entwicklung des Kindes im Wege stehen würden.
Reflexe führen Säuglinge zur Muttermilch
Einige der primitiven Reflexe sind mit der Nahrung verbunden. Mit dem sogenannten Suchreflex suchen Säuglinge beispielsweise die mütterlichen Brustwarzen. Die Berührung eines Mundwinkels oder einer Wange führt dabei dazu, dass das Kind den Kopf in diese Richtung dreht und den Mund öffnet.
Anschließend greift der frühkindliche Saugreflex: Bei Berührung der Lippen spitzen Neugeborene diese und beginnen kräftig zu saugen. Das sorgt dafür, dass Babys Nahrung von der Brust der Mutter aufnehmen können. Der Suchreflex verschwindet nach drei bis vier Monaten, der Saugreflex geht in Nuckelbewegungen über.

Im Griff der Evolution
Andere frühkindliche Reflexe sind rudimentäre Verhaltensweisen, also inzwischen unnötige Überbleibsel unserer Abstammung von den Primaten. Genau wie bei Schimpansenkindern schließen sich bei Säuglingen beispielsweise die Hände und beugen sich die Zehen, wenn Druck auf die Handinnenflächen oder Fußsohlen ausgeübt wird. Evolutionär diente dies dazu, dass sich die Neugeborenen reflexartig am Fell der Mütter festhalten. Der Griff ist deswegen so stark, dass die klammernden Kinder ihr eigenes Gewicht tragen können.