Dank neuer Lösungen für die jahrzehntelang bestehenden Hürden erleben RNA-Therapien inzwischen einen Boom. Zahlreiche Startups, aber auch etablierte Forschungseinrichtungen arbeiten an der Entwicklung von RMA-basierten Wirkstoffen gegen verschiedenste Erkrankungen.

Mit mRNA-Aerosol gegen Mukoviszidose
Eine Einsatzmöglichkeit für RNA-Therapien sind Erbkrankheiten, bei denen aufgrund eines Gendefekts keine oder nur fehlgebildete Proteine gebildet werden. So laufen bereits Studien, in denen mittels Inhalation verabreichte mRNA-Stücke gegen Mukoviszidose helfen sollen. „Die Atmung selbst dient dabei als einfacher, aber effektiver Transportweg in die Lunge“, erklärt Asha Patel vom Imperial College London. „Wenn die Aerosoltropfen einmal eingeatmet sind, können die in ihnen enthaltenen mRNA-Nanopartikel in die Zellen gelangen und sie dazu bringen, das nötige Protein zu produzieren.“
Die für diese experimentelle Mukoviszidose-Therapie eingesetzte mRNA kodiert die Bauanleitung für das sogenannte CFTR-Protein, die bei dieser Erbkrankheit fehlerhaft ist. Eine von der US-Biotech-Firma Translate Bio initiierte Phase I/II-Studie erbrachte allerdings im März 2021 enttäuschende Ergebnisse. Auch Moderna und das Biotech-Unternehmen Vertex arbeiten schon seit 2016 an einem inhalierbaren mRNA-Mittel gegen Mukoviszidose.
…oder Herzinfarkt-Folgen
Hilfreich kann eingeschleuste mRNA aber auch bei nicht erblichen Erkrankungen sein, wenn durch sie beispielsweise der Gencode für bestimmte Wachstumsfaktoren in beschädigtes Gewebe eingeschleust wird. Schon seit längerem laufen Studien mit mRNA-Präparaten, die bei Patienten mit einem Herzinfarkt während einer Bypass-Operation direkt ins Herzgewebe injiziert werden. Dort regt die mRNA die Herzzellen dazu an, den Wachstumsfaktor VEGF-A zu produzieren und vermehrt neue Blutgefäße zu bilden. Dieses in Tierversuchen bereits erfolgreiche Verfahren wird zurzeit in einer klinischen Studie der Phase 2a unter anderem von AstraZeneca getestet.