Das „Sterben der Wälder“ ist längst nicht das einzige Beispiel dafür, dass die Menschen im Himalaya vom Weg der Nachhaltigkeit abgekommen sind. Früher wurden beispielsweise die teilweise nicht gerade hochwertigen Hochgebirgsböden von den Einwohnern der Region so genutzt, dass auch nachfolgende Generationen noch darauf ernten konnten.
Auch die Seen und Flüsse waren mangels größerer Industriebetriebe klar und sauber und lieferten das notwendige Wasser um den Durst von Mensch und Natur zu löschen. Auf den Grassteppen zogen gewaltige Mengen von wilden Yaks oder Ziegen umher, unter denen die kleinen Herden der Nomaden kaum ins Gewicht fielen.
Heute, vielleicht 50 Jahre später, hat sich die Situation in vielen Teilen des Himalaya komplett verändert. In Großstädten wie Kathmandu gehören Verkehrsinfarkt, Luftverschmutzung und Slums zum normalen Erscheinungsbild.
Wüstenartiges Nepal
75 Prozent der Nepalesen leben im 21. Jahrhundert immer noch Ackerbau und Viehhaltung. Durch den explosionsartigen Anstieg der Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten gibt es aber längst viel zu viele Tiere für viel zu wenig Land.
Um ihren Lebensunterhalt zu sichern, treiben die Bauern ihre Yaks auch dann noch auf die Grassteppen, wenn dort kaum noch Nahrung zu finden ist. Große Teile der ehemals fruchtbaren Gebiete sind deshalb mittlerweile überweidet. Die Folge: Bodenerosion und schließlich Wüstenbildung.
Giftiges Tibet
Tibet dagegen ist für die Chinesen längst zu einem El Dorado für Rohstoffe geworden. Im „westlichen Schatzhaus“, so die Übersetzung für „Xizang“, den chinesischen Namen für Tibet, schlummern gewaltige Vorräte an Uran, Eisen oder Zink tief im Erdboden, die seit einiger Zeit abgebaut werden. Viele der zahlreichen Bergwerke sind jedoch marode und die Fördertechniken altmodisch und in Sachen Umweltschutz längst nicht auf internationalem Standard.
Laut dem Umweltreport Tibet 2000 ist es deshalb gang und gäbe, dass chemische Substanzen, die man zum Abbau der Mineralien verwendet, in den Boden gelangen und große Gebiete vergiften. Nach und nach sickern die toxischen Überreste des Bergbaus ins Grundwasser und die Flüsse ein und gelangen so auch in weit entfernte Regionen.
Damit aber nicht genug. Nach Ansicht der chinesischen Regierung sind die unendlichen weiten und abgelegenen Regionen Tibets auch perfekt dazu geeignet, um radioaktive oder andere gefährliche Abfälle zu entsorgen.
Ein wichtiges End- oder Zwischenlager für radioaktiven Müll ist nach offiziellen chinesischen Angaben schon 1995 in der Nähe des Kokonor-Sees im Nordosten Tibets entstanden. Weitere sollen in Kürze folgen.
Stand: 16.09.2005