Kaum eine andere Tierordnung – vielleicht mit Ausnahme der Riesenkraken – hat die Fantasie der Menschen so sehr beschäftigt wie die Sirenen oder Seekühe. Ob in Griechenland, in Australien oder Südamerika, fast überall auf der Welt gehen die zahllosen Sagen, Mythen und Märchen von Nixen und Meerjungfrauen auf die Existenz der Sirenen zurück.
Homer liess sie in seinem Epos „Odyssee“ einen betörenden Gesangsangriff – Madonna oder Britney Spears würden vor Neid erblassen – auf Odysseus und seine Männer starten, malinesische Märchen beschreiben die Verwandlung eines Mädchens zur Sirene und sogar Christoph Kolumbus soll laut Überlieferungen die Seekühe auf seiner ersten Amerikafahrt für Meerjungfrauen gehalten haben.
Wie aus den harmlosen, plump-schwerfällig wirkenden, völlig harmlosen Seekühen in der Vorstellung der Menschen schöne Nixen und betörende Meerjungfrauen werden konnten, die danach trachteten, Menschen und Schiffe ins Verderben zu locken, ist völlig rätselhaft. Allenfalls der typische horizontal gestellte Fischschwanz der Seekühe und die Milchdrüsen zwischen den paddelartig umgestalteten Vorderextremitäten erinnern bei den Seekühen vage an die berühmten Fabelwesen.
Elefanten als Verwandte
Ebenso erstaunlich wie die Mythen und Sagen, die sich um die Seekühe und Sirenen ranken, sind aber auch ihre Verwandschaftsbeziehungen. Nicht, wie man auf den ersten Blick meinen könnte, Walen oder Robben, sondern Elefanten, Schliefern und anderen Huftieren stehen sie stammesgeschichtlich am nächsten.