Lebensräume

Von „schwarzen Flecken“ und grünen Algen

Zu viel Nährstoffe sind auch nicht gut...

Schwarze Sedimentschichten stellenweise über das Watt verstreut sind noch nicht besorgniserregend – sauerstoffarme Zonen unter der Oberfläche sind nichts Ungewöhnliches. Normalerweise sind sie aber von einer hellen, sauerstoffreichen Schicht überdeckt, und für den Menschen auf den ersten Blick nicht sichtbar.

Die schwarzen, sauerstofffreien Schichten befinden sich eigentlich wenige Zentimeter unter der Oberfläche. Die so genannten „schwarzen Flecken“ treten räumlich und zeitlich begrenzt auf, und signalisieren die sauerstoffzehrende Zersetzung von organischem Material – wie zum Beispiel einer Sandklaffmuschel – im Boden. „Schwarze Flecken“ werden auch dann an der Wattoberfläche sichtbar, wenn die obere, helle Schicht durch Erosion weggespült wird oder das austretende schwarze Sickerwasser an Prielhängen das umliegende Sediment einfärbt.

Flecken so groß wie Fußballfelder

Doch seit Ende der 80er Jahre lässt sich im Wattenmeer vor allem in den Sommermonaten ein durchaus beunruhigendes Phänomen beobachten – „Schwarze Flecken“ in der Größe von Fußballfeldern breiten sich über das Wattenmeer aus. Über diesen Stellen liegt fauliger Geruch und von den Unmengen an Wattlebewesen ist hier nicht viel übrig geblieben. Mit natürlichen Ursachen ist das alles nicht mehr zu erklären. Es ist vielmehr der Hinweis auf massive Störungen des Ökosystems.

Hauptgrund für die Ausbreitung von „schwarzen Flecken“ sind die verstärkt wuchernden Grünalgen. Flächendeckende Grünalgenmatten werden durch Strömung und Wellen zu Algenwalzen geformt, die so die Strömung verändern, dass sich Vertiefungen im Boden bilden, in die sie schließlich gespült und von Sand und Schlick bedeckt werden. Die Algenpakete scheinen wie vom Erdboden verschluckt, bis nach wenigen Wochen an der Wattoberfläche „schwarze Flecken“ sichtbar werden. Die Flecken halten sich wochen- und monatelang, teilweise sogar über ein Jahr, da das Eindringen von Sauerstoff in diese Schichten nahezu unmöglich ist. Form und Größe verändern sich allerdings in der Zeit ständig. Durch anaerobe Bakterien in dem Fleck sieht er schwarz-glänzend aus und fühlt sich schmierig-ölig an.

Schadstoffe im Porenwasser

Als Folgen konnten erhöhte Sulfid-, Phosphat-, Ammonium- und Methankonzentrationen im Porenwasser unter den „schwarzen Flecken“ gemessen werden. Und sogar auf die Atmosphäre haben sie negative Auswirkungen, da klimaschädigende Gase wie Methan, Schwefelwasserstoff und Lachgas freigesetzt werden. Organismen fühlen sich in dieser Umgebung verständlicherweise nicht mehr wohl. Sie fliehen oder sterben ab. Dadurch können für den Küstenschutz Probleme entstehen, da dem Boden so die biogene Festigkeit verloren geht. Er wird instabil und das Sediment kann durch die Strömung leichter abgetragen werden.

Der Übeltäter – die Grünalge – entsteht durch die hohe Nährstoffkonzentration (= Eutrophierung) in der Nordsee, die durch landseitige Einträge verursacht wird. Jedes Jahr gelangen große Mengen an Dünger, Nitrate, Abgase, Staub und in die Nordsee. Auf die Überdüngung folgt die Algenblüte, die alles Leben auf dem Wattboden ersticken kann und schließlich die Ausbreitung der „schwarzen Flecken“ auslöst.

Im Prinzip stammt also die Ursache der „schwarzen Flecken“ größtenteils aus dem Binnenland. Erst über Flüsse und die Atmosphäre gelangt und endet schließlich alles in der Nordsee.

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Stand: 09.09.2005

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

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Der "blanke Hans" und seine Folgen
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