Die bewegte tektonische Vergangenheit und besonders geologische Geschichte macht das Grenzgebiet von Bayern und Böhmen auch für ein Projekt der ganz besonderen Art interessant: die Kontinentale Tiefbohrung (KTB). Im Rahmen dieser Bohrung schufen Geologen auf einer Wiese bei Windischeschenbach in der Oberpfalz eines der tiefsten Löcher der Erdkruste – und das senkrechteste Bohrloch der Welt.

Spezielle Bohrtechnik
Für die Tiefbohrung in Windischeschenbach war ursprünglich eine Tiefe von zwölf bis 14 Kilometern angepeilt. Um so weit zu kommen, bohrten die Geologen zunächst ein Probeloch bis in exakt 4000,1 Meter Tiefe. Dabei testeten sie neue Techniken und Werkzeuge, die ein möglichst senkrechtes Vortreiben der Bohrung selbst in dem harten, stark verfalteten Gestein dieses Gebiets ermöglichten. Denn je länger das teleskopartig immer wieder verlängerte Bohrgestänge wird, desto schwieriger wird es, die Richtung und Position der Stangenspitze zu kontrollieren.
Um trotz dieser Schwierigkeiten das „senkrechteste“ tiefe Loch der Welt zu bohren, verwendeten die Ingenieure eigens ein für dieses Großvorhaben entwickeltes Vertikalbohrsystem. Dieses wirkt den im Grundgebirge besonders starken Ablenkkräften entgegen und hält das Bohrwerkzeug automatisch im Lot. Bei Abweichungen von der Senkrechten aktiviert dabei eine Steuerelektronik seitlich angebrachte Steuerrippen, die die Schiefe durch entsprechenden Gegendruck korrigieren.

Bis in 9.101 Meter Tiefe
Erst nach Abschluss der Pilotbohrung trieben die Arbeiter die Hauptbohrung ins Tiefengestein. Doch nach 1.468 Bohrtagen und in einer Tiefe von 9.101 Metern war Schluss. Denn wie sich zeigte, war die Hitze im Untergrund größer als erwartet. Schon ab 9.000 Meter Tiefe stiegen die Temperaturen auf 250 bis 300 Grad Celsius und das normalerweise brüchig-sprödes Gestein begann weich und plastisch zu werden. Doch trotz dieses abrupten Endes erzielte die KTB einen neuen Rekord für eine Bohrung in kristallinem Gestein.