Nach der Geburt von Vulkan meldeten sich sofort andere namhafte Sonnenforscher mit konkreten Daten über Planetentransite. So lieferte der Zürcher Astronom Rudolf Wolf neue Messungen bei, aus denen Le Verrier zwei weitere Vulkan-Planeten berechnete, der eine absolvierte einen Sonnenorbit in 26 Tagen, der andere in 38 Tagen.
Le Verrier war von den »Vulkanen« überzeugt und das neue Jahr 1860 sollte ihnen endgültig zum astronomischen Durchbruch verhelfen: Im März stand ein neuer Transit an und im Juli sollten die neuen Planeten bei der totalen Sonnenfinsternis über Spanien ganz dicht neben der schwarzen scheibe aufblitzen. Doch es kam anders: Beide Ereignisse wurden zum Flop, kein auch noch so kleiner Vulkan konnte in diesem Jahr gesichtet werden.
Spätestens jetzt hatte sich das »Rätsel um Vulkan« zum Expertenstreit entwickelt. Während die einen immer wieder verdächtige Sonnenflecken sichteten, die auf Planetentransite hindeuteten, stritten die anderen vehement die Existenz von Vulkan ab. So machte sich etwa der deutsch-amerikanische Astronom Christian Heinrich Friedrich Peters über die »Vulkanier« lustig. Nichts anderes als einen über die Sonnenscheibe hinwegziehenden Vogelschwarm hätten die Astronomen beobachtet, so Peters. Er leugnet vehement die Existenz eines Vulkans und meint: »Noch nie haben Samuel Heinrich Schwabe, Richard Christopher Carrington oder ich einen neuen Planeten über die Sonnenscheibe hinwegziehen sehen.«
Selbstbewusst reiht sich Peters hinter die beiden berühmten Sonnenbeobachter Schwabe und Carrington ein. Schwabe hatte übrigens seit etwa 1820 nach einem Planeten innerhalb der Merkurbahn gesucht und dabei den elfjährigen Zyklus der Sonnenflecken entdeckt. Von einer Planetenentdeckung sprach er nie, aber dies kümmerte die euphorischen »Vulkanier« nicht, sie suchten weiter. Und Peters blieb ihr vehementer Gegner, als er etwa am 7. August 1869 die totale Sonnenfinsternis über dem US-Bundesstaat Iowa beobachtete, antwortete er spöttisch auf die Frage, ob er nach Vulkan suche: »Ich bin da, um die Finsternis zu sehen und nicht um eine Wildgänsejagd auf Le Verriers mythischen Vogel zu machen.«
Stand: 30.09.2001