Erdbeben sind nicht die einzigen Ereignisse, die einen Tsunami im Mittelmeerraum verursachen können. Auch unterseeische Erdrutsche und Vulkanausbrüche haben in der Vergangenheit schon mehrfach zu folgenschweren Fluten geführt. Vor allem Feuerberge wie der Stromboli und Ätna treiben das Tsunamirisiko im Mittelmeer zusätzlich in die Höhe.
Das wahrscheinlich bekannteste Beispiel ist der Ausbruch des Santorini-Vulkans – eine der größten Katastrophen der europäischen Bronzezeit. Die explosive Eruption um 1600 vor Christus zerriss die griechische Insel Thera und verteilte Asche und Lavabrocken über weite Teile des östlichen Mittelmeers. Der von der Eruption des Inselvulkans verursachte Tsunami könnte rund zehn Meter Höhe erreicht haben und trug vermutlich entscheidend zum Ende der minoischen Kultur bei.

Stromboli: Gefahr von der „Feuerrutsche“
Brandaktuell ist dagegen die Gefahr, die von einem anderen Mittelmeer-Vulkan ausgeht: dem Stromboli. Dieser Inselvulkan vor der Nordküste Siziliens ist seit den 1930er Jahren fast ständig aktiv und speit Asche und Lava. Im Dezember 2002 brach bei einem Ausbruch ein Teil des Vulkankegels ab und rutschte über den steilen Hang der „Sciara del Fuoco“ – Feuerrutsche – ins Meer. Diese Rutschung verursachte einen lokal bis zu 20 Meter hohen Tsunami, der schwere Schäden im Inselort Ginostra anrichtete.
Doch die Folgen eines solchen Hangkollapses am Stromboli können noch weitaus schlimmer sein, wie Schilderungen des italienischen Dichters Francesco Petrarca belegen. Er berichtet in einem Brief von einer katastrophalen Flut, die im November 1343 die Stadt Neapel heimgesucht hat. „Es wäre eine zu lange Erzählung, um all die Schrecken jener höllischen Nacht aufzuzählen“, beginnt der Dichter. „Ohnehin überstiege die Wahrheit alles, was man mit Worten ausdrücken kann.“ Der Tsunami von Neapel zerstörte einen Großteil der Stadt und den Hafen der benachbarten Stadt Amalfi und forderte ungezählte Todesopfer.