Das nächste „Muss“ beim Trip durch Südafrika ist nur einen Katzensprung vom Kap der Guten Hoffnung entfernt – Robben Island. Die Insel inmitten der Einfahrt zur Tafelbucht ist zwar nur 3,6 Kilometer lang und 1,5 Kilometer breit. Doch hier, in unmittelbarer Nähe zur Metropole Kapstadt, wurde Weltgeschichte geschrieben. „Dies ist die Insel. Hier werdet ihr sterben!“ So oder so ähnlich lautete die Begrüßungsformel für die Menschen, die von 1961 bis 1996 gegen ihren Willen nach Robben Island gebacht wurden. Einer davon war Nelson Mandela, der Führer des Afrikanischen Nationalkongress (ANC), prominentester Kritiker der Rassentrennung in Südafrika und des damals herrschenden Apartheid-Regimes.
Schon vor Mandela und den vielen anderen politischen Gefangenen hatte Robben Island eine lange düstere Vergangenheit hinter sich. Bereits im 16. Jahrhundert und auch noch danach wurde die Insel als Sträflingskolonie oder als Zwangsaufenthalt für Aussätzige und unheilbar Kranke genutzt.
Triumpf des menschlichen Geistes über Unterdrückung und den Rassismus
Mandela selbst verbrachte 18 seiner insgesamt 27 Haftjahre auf der Gefängnisinsel. Hier entstanden Teile seiner Memoiren „Der lange Weg zur Freiheit“, hier setzte er sich aber auch engagiert für die Rechte seiner Mithäftlinge und aller Schwarzen Südafrikas ein. Später, nach seiner Entlassung aus der Haft, wählten ihn die Südafrikaner 1994 sogar zum ersten schwarzen Präsidenten des Landes.
Auf Robben Island beherbergen die ehemaligen Gefängnismauern heute ein Museum, das auf eindrucksvolle Weise dokumentiert, wie das Leben der Häftlinge damals aussah. Längst hat sich Robben Island deshalb zu einem der wichtigsten Anlaufpunkte für Touristen in Südafrika entwickelt. Täglich mehrmals legen Schiffe von Kapstadt aus kommend auf Robben Island an und bringen tausende Urlauber an den Ort des „Triumpfes des menschliches Geistes, der Freiheit und der Demokratie über die Unterdrückung und den Rassismus“. So lautete jedenfalls die Begründung der United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization, kurz UNESCO, als sie Robben Island 1999 in ihre Welterbeliste aufnahm.
Ein Berg der Superlative – der Tafelberg
Von Robben Island ist es ebenfalls nicht weit bis zu unserem nächsten Stopp. Man kann diesen von dort aus – und bei gutem Wetter von noch viel weiter weg – sogar problemlos bewundern: den Tafelberg, das Wahrzeichen Kapstadts. Von der Berühmtheit her steht er auf einer Stufe mit dem Zuckerhut in Rio, dem Eiffelturm in Paris oder der Freiheitsstatue in New York.
Auf den ersten Blick wirkt der 1.087 Meter hohe Tafelberg mit seinem charakteristischen Felsplateau wie ein überdimensionaler Amboss. Er besteht allerdings natürlich nicht aus Stahl, sondern in erster Linie aus flachlagernden Sedimentgesteinen, vor allem Sandstein. Zum Tafelberg-Massiv gehören zudem der unmittelbar benachbarte kegelförmige Lion’s Head oder Devil’s Peak.
Geologische Achterbahnfahrt
Alle diese Berge sind die spärlichen Überreste eines viel höheren und deutlich größeren Gebirgszuges, dessen Entstehung vor einigen hundert Millionen Jahren begann. In der Folge kam es zu einer wilden geologischen Achterbahnfahrt mit zahlreichen Hebungs- und Senkungsphasen sowie mehrmals wiederkehrenden Sedimentations- und Erosionszyklen. Vor rund 30 Millionen hatte das Massiv dann nach Ansicht vieler Geowissenschaftler zumindest in Grundzügen sein heutiges Aussehen. Seitdem nagen Wind und Wetter unaufhörlich an dem Sandsteingebilde auf Granit- und Schiefer-Basis. Sie formten unter anderem die für das Tafelberg-Massiv typischen Canyons, Höhlen und bizarren Felsformationen.
Ein Tischtuch aus Wolken…
Vor allem während des Sommers, auf der Südhalbkugel von Dezember bis Februar, ist am Tafelberg ein ungewöhnliches meteorologisches Phänomen zu beobachten: das „Tischtuch“ (tablecoth). Ursache dafür sind von Südosten kommende feuchte und warme Luftmassen, die am Tafelberg aufsteigen und sich dabei abkühlen. Der Wasserdampf kondensiert und es bilden sich in der Folge Wolken, viele Wolken. Mal verhüllen diese den Berg und die Stadt komplett oder sie legen sich wie eine überdimensionale Zuckergussschicht lediglich über die Gipfelregion.
…und viele seltene Pflanzen
Der Tafelberg hat aber nicht nur nicht geologisch und meteorologisch einiges zu bieten, er ist auch ein Hotspot der Biodiversität. Erstaunliche 1.400 verschiedene Pflanzenspezies haben Botaniker dort im Rahmen einer Bestandsaufnahme identifiziert. Viele von ihnen kommen weltweit nur in dieser Region vor – sie sind so genannte endemische Arten. Der Tafelberg gehört deshalb zu den acht geschützten Gebieten in der Kapregion Südafrikas, die von der UNESO 2004 zum Weltnaturerbe ernannt worden sind. Die so genannten „Floral Region Protected Areas“ gelten eines der sechs Florenreiche weltweit, die sich durch eine eigenständige Pflanzenwelt auszeichnen. Insgesamt gibt es hier auf einer Gesamtfläche von 553.000 Hektar erstaunliche 9.000 verschiedene Blütenpflanzen, mehr als Zweidrittel davon sind endemisch.
Dieter Lohmann
Stand: 21.05.2010