„Jahrhundertkatastrophe“, „Waldsterben 2.0“ und „Notstand“ – immer wieder hört man in den letzten Monaten solche Schlagwörter, wenn es um den deutschen Wald geht. Vielen Berichten zufolge scheint dieses urdeutsche Naturgut schon dem Tod geweiht oder zumindest in akuter Gefahr.
Zu wenig Wasser
Fakt ist: Im extrem trockenen Hitzesommer 2018 und auch in diesem Jahr haben Klima und Schädlinge dem deutschen Wald erheblich zugesetzt. Nach Angaben des Bunds deutscher Forstleute sind in den letzten zwei Jahren schon weit über 100 Millionen Altbäume in Deutschland abgestorben. Dazu kommen mehrere Millionen Setzlinge und Jungbäume. Betroffen sind vor allem Fichten, aber auch Rotbuchen, Kiefern und weitere heimische Baumarten.
Wie umfassend das Problem ist, zeigte bereits der Waldzustandsbericht vom Sommer 2018: Laut dieser bundesweiten Erhebung waren in den deutschen Wäldern schon damals nur noch 28 Prozent der Bäume vollkommen gesund und ohne erkennbare Schäden. Seither dürfte sich die Lage in vielen Wäldern kaum verbessert haben. Denn auch im letzten Herbst und Winter fiel zu wenig Regen, um das Wasserdefizit der langen Trockenheit auszugleichen.
„In Folge der anhaltenden Trockenheit und Hitze der letzten Jahre spitzt sich die Situation dramatisch zu, es droht ein ‚Waldsterben 2.0′“, warnte unlängst Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
Tod und Feuer
Eine im November 2018 erschienene Studie scheint dies zu bestätigen. Denn ihr zufolge nimmt das Baumsterben in Deutschland seit 30 Jahren stetig zu. Jedes Jahr gehen dabei Bäume auf einer Fläche von mehr als 3.000 Quadratkilometern verloren. „Dadurch hat sich die vom Baumsterben betroffene Waldfläche seit 1984 verdoppelt“, berichteten Cornelius Senf von der Humboldt-Universität Berlin und sein Team. Damit reißt das Baumsterben heute sogar mehr Lücken in unsere Wälder als auf dem Höhepunkt des Waldsterbens durch sauren Regen in den 1970er und 1980er Jahren.
Hinzu kommt, dass sich auch Waldbrände immer mehr häufen. Allein im Jahr 2018 gingen nach Angaben des Umweltbundesamts in Deutschland 2.349 Hektar Wald in Flammen auf. Dies sei mehr als viermal so viel wie im langjährigen Mittel und die zweitgrößte betroffene Waldfläche seit Beginn der Waldbrandstatistik im Jahr 1977. Auch 2019 hat es schon wieder einige ausgedehnte Waldbrände gegeben. Besonders stark betroffen sind dabei die Kiefernwälder im Nordosten Deutschlands. Denn diese Baumart ist leicht entzündlich und der Sandboden in dieser Region lässt die Wälder besonders schnell austrocknen.
Doch Dürre, Hitze und Feuer sind nicht das einzige Problem unserer Wälder…