Auch wenn einige Kulturpflanzen vom Klimawandel profitieren – für viele andere könnte die rasch fortschreitende Erwärmung das Aus bedeuten. Nach Schätzungen von Forschern wird allein in Deutschland jede fünfte Pflanzenart große Teile ihres heutigen Verbreitungsgebietes verlieren, wenn die Temperaturen bis zum Jahr 2080 um 3,8°C ansteigen. Dies geht aus einer deutsch-französischen Studie vom August 2008 hervor. Vor allem im Südwesten und im Osten Deutschlands wird sich als Folge des Klimawandels die Vegetation stark verändern.
Für ihre Untersuchung modellierten die Forscher die Verbreitungsgebiete von insgesamt 845 europäischen Pflanzenarten in drei verschiedenen Zukunftsszenarien bis zum Jahr 2080. Die Szenarien umfassten Klima- und Landnutzungsveränderungen bei möglichen Temperaturerhöhungen von 2,2, 2,9 oder 3,8°C und zeigten die Verschiebung der Pflanzenarten in Deutschland.
Ein Fünftel betroffen
Das Ergebnis: Selbst bei moderatem Klimawandel und geringen Veränderungen der Landnutzung ist damit zu rechnen, dass die Pflanzenwelt geschädigt wird. Ein genereller Trend ist dabei die Verkleinerung der Verbreitungsgebiete. Schon bei der niedrigsten Erwärmung von nur 2,2°C könnte sieben Prozent der Arten ein Verlust von zwei Dritteln ihres Lebensraums drohen. Bei 3,8°C wären bereits 20 Prozent der Pflanzenarten betroffen.
Für die Mehrzahl verläuft der Klimawandel zu schnell, um sich anzupassen oder mit der Verschiebung des Verbreitungsgebietes – nordwärts oder in größere Höhenlagen – mit zu wandern. Besonders viele Arten werden dabei das Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen sowie die Tieflandebenen Brandenburgs, Sachsen-Anhalts und Sachsens verlieren.
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Gewinner und Verlierer
Ein Beispiel für eine Verliererin des Klimawandels ist die Sumpfdotterblume (Caltha palustris). Sie wird aus den tiefen Lagen Ostdeutschlands lokal verschwinden, weil sie den Änderungen der Umweltbedingungen dort nicht gewachsen ist. Eine der Gewinnerarten ist dagegen die Echte Walnuss (Juglans regia). Sie stammt aus südlicheren Gefilden und wurde erst von den Römern nördlich der Alpen angesiedelt. Mit steigenden Temperaturen findet sie mehr Gebiete mit geeigneten Bedingungen und kann sich zukünftig daher bis in den Osten Deutschlands ausbreiten.
Es wandern aber auch wärmeliebende Arten aus Mittel- und Südeuropa zu, die bislang nicht in Deutschland vorkommen. Von diesen Zuzüglern profitieren wahrscheinlich die Mittelgebirgsregionen Baden-Württembergs, Bayerns, Thüringens und Sachsen. Doch nach den Berechnungen der Forscher werden insgesamt gesehen die zuwandernden Arten die Verluste nicht ausgleichen können.
Nadja Podbregar
Stand: 14.11.2008