Weit, weit unter der glatten Meeresoberfläche beginnt es: ein kurzes Rucken und Rülpsen und aus einem der Vulkane auf dem Meeresgrund bricht eine gewaltige Menge heißer Lava aus. Wo sie das Wasser berührt, beginnt dieses trotz des hohen Drucks sofort zu kochen und eine gewaltige Wolke heißen Wassers schießt nach oben. Plötzlich schäumt die ruhige Meeresoberfläche auf, Wellen schlagen hoch, Dampf steigt auf und verwandelt die Luft in ein kochendes turbulentes Inferno. Die plötzlichen Temperatur- und Druckschwankungen beschleunigen die Luftströmungen bis nahe Schallgeschwindigkeit, ein gigantischer Sturm bricht los…
Was wie pure Hollywood-Dramatik klingt, könnte – vor rund 100 Millionen Jahren – Realität gewesen sein. Das jedenfalls glaubt Kevin Speer, Ozeanologe am Meeresforschungsinstitut im französischen Brest. Seit Jahren untersuchen er und andere Forscher weltweit das Verhalten der Plumes, der heißen Wassersäulen, die aus den Schloten der Schwarzen Raucher austreten – und entdeckten dabei Merkwürdiges.
Heißes Wasser, das am Meeresboden zum Vorschein kommt, steigt normalerweise zunächst einmal in die Höhe, da es eine geringere Dichte hat als das umgebende kalte Tiefenwasser. Beim Aufstieg kühlt es langsam ab und in einer bestimmten Höhe schließlich entspricht seine Temperatur und Dichte genau der des übrigen Wassers – es bleibt „stehen“. An die Stelle der senkrechten Bewegung tritt nun die horizontale Ausbreitung. Langsam wird die Wasserwolke immer ausgedehnter und verdünnter, bis sie irgendwann nicht mehr vom restlichen Meerwasser unterscheidbar ist, – soweit jedenfalls die Theorie.
Genau dieses Verhalten erwarteten die Plumeforscher natürlich auch von den Plumes der hydrothermalen Schlote, die sie untersuchten. Doch weit gefehlt: Zwar stieg das heiße mineralienreiche Wasser brav auf und stoppte auch in einer bestimmten Wassertiefe, doch dann wurde es seltsam: Statt sich allmählich immer weiter auszubreiten, nahmen die Plumes eine flache, linsenförmige Form an und dachten gar nicht daran, sich verdünnen zu lassen. Im Gegenteil, noch in einer Entfernung von 1000 Kilometern von ihrem Ursprungsort konnten Geochemiker solche Plumes anhand ihres „chemischen Fingerabdrucks“ identifizieren.
Stand: 22.08.2000