Es gibt Feiertage, die sind einfach: Weihnachten ist immer am 25. Dezember, Neujahr immer am 1. Januar. Leicht zu merken und immer gleich – egal in welchem Jahr. Mit Ostern allerdings ist das eine ganz andere Sache: Mal fällt das Ostereiersuchen in den März, mal liegt es im April. Und mit dem Osterdatum wandert auch eine ganze Reihe von anderen kirchlichen Festen munter hin und her. So liegt Aschermittwoch immer 46 Tage vor Ostersonntag. Christi Himmelfahrt 39 Tage, Pfingstsonntag 49 Tage und Fronleichnam 60 Tage danach.
Aber woher stammt eigentlich diese ständige Verschiebung? Der Grund liegt rund 1.700 Jahre zurück: Auf dem Konzil von Nicäa im Jahr 325 beschlossen die versammelten Bischöfe und Kirchenfunktionäre, Ostern fortan immer am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond zu feiern. Der Sonntag wurde deshalb gewählt, weil in den vier Evangelien des Neuen Testaments übereinstimmend von der Auferstehung am „ersten Tag der Woche“, also einem Sonntag, berichtet wird.
Der Mondkalender ist entscheidend
Die Lage nach dem Vollmond orientiert sich am jüdischen Pessach-Fest, da Jesus von Nazareth nach christlicher Überlieferung am Vorabend dieses Festes gekreuzigt wurde. Da sich das jüdische Fest nach einem Mondkalender richtet, wurde dieser Bezug übernommen und ist bis heute erhalten geblieben.
Mit dem Mondkalender allerdings handelten sich die Bischöfe von Nicäa genau die Wanderung der Feiertage ein, die uns bis heute begleitet. Denn der Frühlingsanfang ist zwar eindeutig auf den 21. März festgelegt. Der Zeitpunkt des ersten Vollmonds nach diesem Datum allerdings schwankt, da sich der Mondzyklus gegenüber unserem Kalenderjahr immer ein wenig verschiebt. Im Jahr 2008 lag der erste Frühlingsvollmond beispielsweise auf dem frühestmöglichen Termin: genau auf dem 21. März – entsprechend früh war daher damals auch Ostern.
Das orthodoxe Ostern hinkt meist hinterher
Einen Haken gibt es allerdings noch: Denn auf dem Konzil einigten sich die Bischöfe auch darüber, dass Ostern auf keinen Fall vor dem jüdischen Pessach-Fest stattfinden darf. Diese Regel wird heute noch in der orthodoxen Kirche streng eingehalten. Sie berechnet auch das Osterdatum noch nach dem alten julianischen Kalender. Dadurch liegt Ostern in den Ländern mit orthodoxen Kirchen wie Griechenland oder Russland, meist – aber nicht immer – etwas nach dem römisch-katholischen und protestantischen Osterfest bei uns.
Der Gauß’sche Oster-Algorithmus
So weit so kompliziert. Aber wie lässt sich das Osterdatum trotz dieser scheinbar willkürlichen Verschiebungen im Voraus berechnen? Mit dieser Frage hat sich schon der große Mathematiker Carl-Friedrich Gauß beschäftigt. Er veröffentlichte im Jahr 1800 eine Formel, die die Oster-Berechnung für ein beliebiges Jahr und wahlweise nach dem heute gültigen gregorianischen Kalender oder aber dem alten julianischen Kalender ermöglicht. Dieser von Gauß im Jahr 1816 noch einmal leicht korrigierte Algorithmus wird bis heute eingesetzt, um Tabellen der Osterdaten zu erstellen.
Stand: 20.03.2008