Häufig denkt man bei der direkten Nutzung von warmem Wasser nur an die Raumheizung. In Reykjavik/Island werden 90 Prozent der Häuser auf diese Weise beheizt. Dies ist jedoch nur eine mögliche Verwendung. Für die Nutzung von warmem Wasser gibt es vielfältige Möglichkeiten: die Warmwasserbereitung in Schwimmbädern, die Enteisung von Straßen, der Einsatz in der Pilz- oder Fischzucht oder bei biologischen Zerlegungs- und Gärungsprozessen, die Trocknung von Zementplatten …
Bei der direkten Nutzung von Erdwärme holt gewöhnlich nicht jeder Verbraucher sein eigenes heißes Wasser aus dem Untergrund, sondern an zentraler Stelle wird zur Versorgung größerer Siedlungen, ganzer Städte oder Industriegebieten in einer geothermischen Heizzentrale das Thermalwasser gefördert und verteilt.
Da das Wasser in den wasserführenden Schichten, den Aquiferen, häufig stark mineralisiert ist und um zu verhindern, dass der Speicher nach und nach leergepumpt wird, funktionieren solche Anlagen im Dublettenbetrieb. Das bedeutet, dass heißes Wasser über eine Produktionsbohrung an die Oberfläche gebracht wird und dort den wesentlichen Teil seiner Wärmeenergie über einen Wärmetauscher an einen zweiten, den „sekundären“ Heiznetzkreislauf abgibt. Abgekühlt wird es über eine zweite Bohrung wieder in den Untergrund gepresst.
In Altheim/Österreich wurde im Jahre 1989 mit der Errichtung einer hydrothermalen Geothermie-Fernwärmeversorgung begonnen. Aus einer 2300 Meter tiefen Bohrung strömt durch artesischen Druck 104 °C heißes Wasser zutage, das über Wärmetauscher die Heizungen und Warmwasseraufbereitungsanlagen von über 650 Kunden mit Wärme versorgt.
Die Anschlussleistung der Anlage liegt zur Zeit bei 10.000 Kilowatt. Damit können pro Jahr ca. 2500 Tonnen fossile Brennstoffe eingespart werden; die Kohlenstoffdioxidemissionen reduzieren sich um über 70 Prozent. Dafür erhielt die Gemeinde einen Klimaschutzpreis von Greenpeace.
Stand: 23.09.1999