Hochwasser am Missisippi gehört nicht nur zur Normalität, es entsteht häufig auch nach dem gleichen Prinzip. Besonders anfällig dafür ist der „Old Man River“ im Frühjahr. Zur Zeit der Schneeschmelze ergiessen sich gewaltige Wassermassen durchsetzt mit Sedimenten und Geröll aus dem ohnehin regenreichen Appalachenlateau in den Mississippi und seine Zuflüsse, die vom Flusssystem schon unter normalen Umständen kaum zu bändigen sind. Bildet sich dann noch eine ungünstige Großwetterlage wie im Jahr 1993 ist die Flutkatastrophe vorprogrammiert.
Damals stapelten sich zahllose Tiefdruckgebiete im Einzugsbereich der Nebenflüsse und brachten tagelange heftige Niederschläge. Langsam aber stetig schwollen zunächst Ohio, Des Moines und Missouri an und transportierten ihr Wasser in den völlig überforderten Mississippi. Im Laufe der Tage kam es so zur größten Überschwemmungskatastrophe in den USA im 20. Jahrhundert. Manche Wissenschaftler brachten dieses abnorme Wettergeschehen sogar mit dem berühmt-berüchtigten El Nino-Phänomen in Verbindung, das regelmäßig alle paar Jahre vor der Küste Südamerikas im Pazifik auftritt und – wie die Klimakundler heute wissen – weltweite Konsequenzen hat.
Mithilfe modernster Technik versuchen die Wissenschaftler im 20. Jahrhundert die Gefahren für die Flussanrainer gering zu halten. Satellitenbilder und Infrarotaufnahmen werden ausgewertet, zahllose Pegelmessstationen halten den Katastrophenschutz rund um die Uhr über die neueste Entwicklung auf dem laufenden. Doch trotz verbesserter Voraussagemöglichkeiten hat der Mississippi immer wieder eine Überraschung parat. Und auch heute noch ist es nur eine Frage, wann das Monster wieder zuschlägt…
Stand: 20.11.2000