Wenn es in Hollywood-Filmen um Aliens geht, dann sind diese meist intelligent und technisch hoch entwickelt – nicht selten sogar viel weiter als wir Menschen. Kein Wunder. Denn auch wenn es schon ganz nett wäre, eine Mikrobe auf einem fremden Planeten zu finden – eigentlich suchen wir Menschen vor allem nach einem: intelligenten Wesen im All.
Für Astrobiologen eng damit verbunden ist die Frage, wie Intelligenz entsteht. Was muss ein Lebewesen für Merkmale und Verhaltensweisen besitzen, damit es im Laufe einer Evolution die Fähigkeit zu höherem Denken entwickelt? Gesetzt den Fall, SETI würde jemals das Signal einer fremden Zivilisation empfangen, wer wäre dann am anderen Ende? Zumindest einige Hypothesen lassen sich nach Ansicht der Forscher dazu durchaus aufstellen.
Kein friedliches Gemüse
So würde ein intelligenter Alien vermutlich seine Energie und Nahrung nicht unbedingt direkt aus Licht oder einer anderen allgegenwärtigen Quelle gewinnen. Das klingt zunächst seltsam, ist aber im Prinzip logisch, denn die Futtersuche ist eine der treibenden Kräfte der Evolution. Wer wie die irdischen Pflanzen einfach nur herumsteht und sich bei Licht, Wasser und Nährstoffen bedient, muss nicht sonderlich intelligent sein. Seine Nahrung ist nicht schwer zu finden oder zu erlegen.
Auch ein weidender Pflanzenfresser wie beispielsweise ein Zebra oder eine Kuh benötigen nur begrenzte Denkfähigkeiten: Sie leben normalerweise in einer Umwelt, in der ihre Nahrung den Boden weiträumig bedeckt. Ähnliches gilt für blätterfressende Tiere in einem Wald. „Man muss nicht sonderlich schlau sein, um ein Salatblatt zu erbeuten“, erklärt die Biologin Lynn Rothschild vom Ames Research Center der NASA.
Aasfresser und Räuber sind schlauer
Anders sieht dies bei Lebewesen aus, deren Nahrung entweder nur zu wechselnden Zeiten und Orten verfügbar ist, wie beispielsweise reife Früchte oder Aas. Sie müssen sich zumindest merken können, wo die gerade beste Futterstelle oder der Kadaver liegt. Es ist daher kein Zufall, dass gerade die ziemlich cleveren Papageien Fruchtfresser sind. Und unsere Primatenvorfahren könnten einmal als Aasfresser angefangen haben: Sie ergänzten ihre zunächst vorwiegend pflanzliche Kost mit Fleisch, wenn sie es zufällig fanden.
Noch anspruchsvoller ist das Leben als Raubtier: Wer andere Tiere jagt, muss nicht nur beweglich, stark und geschickt sein, er muss auch genügend Intelligenz besitzen, um seine Beute aufzuspüren und in der Jagd zu erlegen. „Raubtiere sind daher meist intelligenter, denn sie müssen ihre Beute ausmanövrieren und austricksen können“, sagt Rothschild. Astrobiologen gehen daher davon aus, dass ein intelligenter Außerirdischer eher ein Fleisch- oder Allesfresser ist als ein Weidegänger – oder dass zumindest seine Vorfahren räuberisch lebten.
Das allerdings bedeutet, dass intelligente Aliens vielleicht nicht unbedingt ein langsames, friedliches Gemüt haben. Sie könnten stattdessen durchaus blutrünstige Instinkte besitzen – ähnlich wie wir Menschen auch. Aber selbst dann muss das nicht heißen, dass sie nur Morden im Sinn haben. Denn im Laufe der kulturellen Entwicklung haben auch wir Menschen gelernt – zumindest meistens – unsere Aggressionen im Zaum zu halten. Einer weiter entwickelten Alien-Zivilisation könnte dies noch besser gelungen sei als uns.
Nadja Podbregar
Stand: 01.08.2014